Felix Petyrek

Lessing, Kolja

Vom Charme der Parodie

Ein humoristischer Beitrag von Felix Petyrek für den Klavier-Anfangsunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 1/2020 , Seite 34

Felix Petyreks Klavierstück „,Ewig Dein‘ im Umfang von fünf Tönen oder: Liebesglück ohne Oktaven“ nimmt provokativ die Unzulänglich­keiten von Klavierschülerinnen und -schülern aufs Korn. Und stellt humorvoll die Frage: Soll das wirklich so gespielt werden?

In den ersten drei Dekaden des 20. Jahrhunderts vollzog sich in allen Künsten ein fundamentaler Stilwandel, mithin ein radikaler Ausbruch aus tradierten Bahnen von ungeahntem Ausmaß. Auch die Musik reagierte seismografisch auf die politisch-gesellschaftliche Katastrophe des Ersten Weltkriegs und seiner Folgen, das Unheil gleichermaßen antizipierend und reflektierend.
Nur wenige der Komponisten, die den Aufbruch in neue Klangwelten nach 1900 wesentlich prägten, widmeten sich in pädagogisch inspirierten Klavierwerken der Hinführung von Kindern und Jugendlichen zu jenen ungewohnten, fremdartigen Ausdrucksformen. Exemplarisch dafür steht Claude Debussys 1908 entstandener Zyklus Children’s Corner, dessen Schlussstück eines der frühesten Beispiele europäischer Jazzrezeption darstellt; nahezu gleichzeitig schuf Béla Bartók mit seinen Sammlungen Für Kinder und 10 leichte Klavierstücke erste Werke seines außerordentlich umfangreichen klavierpädagogischen Œuvres. Igor Strawinsky lieferte 1916/17 mit seinen Cinq pièces faciles einen originellen Beitrag zum vierhändigen klavierpädagogischen Repertoire.
All die genannten Pioniere der Moderne nahmen in den Konzertprogrammen des Komponisten und Pianisten Felix Petyrek (1892-1951) einen bedeutenden Platz ein. Ebenso inspirierten sie das Reifen von Petyreks individuellem Klavierstil, wie er sich in seinen zahlreichen, von faszinierender Verschiedenartigkeit geprägten Klavierwerken der späten 1910er und 1920er Jahre offenbart. Petyreks Ausbildung an der Wiener Musikakademie vollzog sich in den Jahren unmittelbar vor und während des Ersten Weltkriegs. Komposition studierte er bei Franz Schreker, Klavier bei Leopold Godowsky und dem Liszt-Schüler Emil Sauer. Leidenschaftlicher interpretatorischer Einsatz bestimmt das pianistische Wirken Petyreks in den Jahren ab 1920: sowohl für seine Studienkollegen aus Schrekers Kompositionsklasse Max Brand, Wilhelm Grosz, Alois Hába, Ernst Krenek und Paul A. Pisk als auch für viele Zeitgenossen von Bartók bis zu Satie und Szymanowski.

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