Gottmann, Emma / Katharina Netolitzky / Jennifer O'Brien / Evi Poxleitner / Samar Ertsey

W. A. Mozarts Die Zauberflöte

Manga meets Classics 1. Mit einem kommentierten Quellenteil von Karin Windorfer

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Gloor, München 2007
erschienen in: üben & musizieren 4/2007 , Seite 58

Comics und Musik haben schon eine längere gemeinsame Geschichte – man denke nur an musikerprobte Figuren wie Donald Duck als Don José oder Bugs Bunnys leidenschaftliche Liaison mit dem Klavier. Auch in der Adaption der behandelten Genres gibt es klare Highlights; nicht jeder Opernstoff eignet sich gleich gut für eine Transformation in ein anderes Medium.
Mozarts Zauberflöte gehört hier wohl zu den beliebtesten Stücken, da das fantastische Libretto jede Menge Möglichkeiten für Neubearbeitungen bietet. Und so nimmt es nicht Wunder, auch in einem sich auf dem europäischen Markt etablierenden Genre Papageno und Gefährten anzutreffen: in Form der japanischen Mangas.
Die AutorInnen richten sich in ihrem aus zwei Teilen bestehenden Buch ausdrücklich auch an MusiklehrerInnen: Neben dem Manga ist hier ein „vollständig kommentiertes Original-Libretto mit Lebensläufen, Informationen zur Entstehungsgeschichte und zur Zauberflöte Zweyter Theil und Kommentaren der Zeichner zu ihren Comics“ enthalten. Nähere Informationen gibt es auch unter www.gloorverlag.de/docs/ zauberfloete.shtml.
Manga und Zauberflöte – „Manga meets Classics“? Nun, die japanischen Comics sind inzwischen aus unserem Sortiment kaum noch wegzudenken. Insbesondere Kinder lieben die visuell ausdrucksstarken und dabei eher textarmen, symbolhaft strukturierten Bildergeschichten. Die liebevollen Zeichnungen verdeutlichen den für Kinder eher schwer überschaubaren Opernstoff, verleihen den Charakteren idealisierte, identifikationstaugliche Antlitze irgendwo im jugendlichen Bereich und reduzieren Handlungsstränge im sparsamen Ausgestalten der Bilder auf von den AutorInnen für wesentlich erachtete Aspekte.
Diese didaktische Reduktion des Erlebbaren in Mozarts Zauberflöte ist gerade für jüngere Kinder gut gelungen und macht den Band sicherlich insbesondere im Zusammenhang mit dem informativen Quellenteil für den Musikunterricht oder das eigene Kind zu Hause interessant. Grundsätzlich sei allerdings auch auf die reduktions- und mediumsbedingte Problematik einer stark prägenden Vorinterpretation und Lenkung im Opernstoff hingewiesen. Zudem ist diese Comicform zwar in Japan kulturell voll etabliert, im europäischen Kontext aber noch nicht durchdringend in die Sozialisierung eingeflossen. Hier liegt es am sensiblen und zugleich kritischen Mittler, bei den Kindern den kompetenten Umgang mit den idiomatischen Bildern zu fördern, die sich in der eigenen Vorstellung als dominant und individuelle Visualisierungen überschattend erweisen können.
Christina Humenberger