Schwedhelm, Bettina

Wache Finger, wache Ohren

Spiel- und Übungsmaterial zur elementaren Klaviertechnik, Heft 1-2/Lehrerkommentar

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2013
erschienen in: üben & musizieren 2/2014 , Seite 57

Der Titel ist Programm. In ihrem Lehrwerk Wache Finger, wache Ohren verfolgt Bettina Schwedhelm das Ziel, das Bewegungslernen am Klavier von Anfang an mit der Entwicklung der Klangvorstellung zu verknüpfen. Die Schwierigkeit, aus einer Vielzahl von Einzelelementen schließlich zu einem als ganzheitlich erlebten Spielvorgang zu gelangen, ist ihr dabei durchaus bewusst. Im Lehrerkommentar beschreibt sie detailliert jede Einzelheit ihrer Methodik, während die Schülerhefte durch bildhafte Vergleiche die Aufmerksamkeit auf das Spielgefühl lenken und so auf ein Repertoire leicht abrufbarer Bewegungsprogramme zielen.
Der Lehrerkommentar bietet weit mehr als pädagogische Tipps zum Umgang mit den Schülerheften. Die Autorin befasst sich systematisch mit allen Aspekten der elementaren Klaviertechnik. Es gelingt ihr, angesichts widerstreitender Methoden und einer verwirrenden Begriffsvielfalt allgemeine Gesetzmäßigkeiten herauszuarbeiten. Ausgehend von den gegensätzlichen Bewegungs­formen beim Armspiel und Fingerspiel beschreibt sie präzise die grundlegenden Anschlags­arten und ihre klanglichen Möglichkeiten.
Eine DVD verdeutlicht die verschiedenen Spieltechniken anhand ausgewählter Beispiele aus den Schülerheften.
Eine Fundgrube ist das Kapitel „Vorinstrumentale Übungen“, das auf eine gute Koordination aller Spielbewegungen abzielt. Im direkt auf die Schülerhefte bezogenen Teil des Lehrerkommentars wird die reiche und genau reflektierte Unterrichtserfah­rung der Autorin deutlich. Sie kennt alle Klippen, an denen Probleme entstehen könnten, und antwortet jeweils mit konkreten Übetipps.
Zu den Schülerheften: Ausgehend von elementaren Übungen zur Tonbildung führt der Lehrgang über Übungen im Zwei- bis Fünftonraum zu Doppelgriffen, Sequenzen und Akkorden. Besonderer Wert wird auf die Unabhängigkeit der Hände in Rhythmus, Artikulation und Dynamik gelegt. Im zweiten Heft kommt das Skalenspiel dazu; die übrigen Lernbereiche werden weitergeführt.
Jede Lernaufgabe wird zunächst anhand von Übungen erarbeitet. Daran schließt sich eine Reihe zumeist sehr kurzer Etüden an, die das Gelernte in einen ersten musikalischen Zusammenhang bringen. Durch die Einteilung des Lernstoffs in sehr kleine Lernschritte kommt die Autorin dem Bedürfnis vieler SchülerInnen nach schnellen Erfolgserlebnissen entgegen.
Bei einer überlegten, auf den einzelnen Schüler bezogenen Auswahl der Übungen und in Verbindung mit vielseitiger, ausdrucksstarker Spielliteratur wird der Lernerfolg nicht ausbleiben. Auf Seiten des Schülers ist neben Konzentration und Zielstrebigkeit ein gutes Instrument nötig, damit der Zusammenhang von Spielbewegung und klang­lichem Ergebnis zur inspirierenden Erfahrung werden kann.
Sigrid Naumann