Websters PPP

Roger Webster, Solo-Kornettist der „Black Dyke Brass Band“, hat sich als Pädagoge unter anderem auf dem Gebiet der Psychologie und Physiologie der Aufführungspraxis international einen Namen gemacht. Seine Erfahrungen haben in PPP – Preperation, Practice, Performance ihren Niederschlag gefunden. Nicht alles in diesem umfassenden Werk ist neu: Viele PädagogInnen sind sicherlich zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen und haben dies auch publiziert. Webster hat alles zusammengetragen, was sich für SpielerInnen und Lehrkräfte bewährt hat und stellt den aktuellen Stand der Blechbläserpädagogik dar.
So räumt Webster z. B. mit dem oft falsch interpretierten Begriff „Zwerchfellatmung“ auf. Man merkt, hier schreibt ein wirklicher Praktiker. Ein großer Abschnitt ist der Psychologie gewidmet. Sehr ausführlich wird das Thema Lampenfieber behandelt: Als Vertreter der Kognitiven Interventionstherapie bietet er Lösungsmöglichkeiten an. Auch auf das oftmals totgeschwiegene Problem der Einnahme von Psychopharmaka wird eingegangen. Webster gibt hier nützliche Hinweise, wie man dem Problem „Auftrittsangst“ begegnen kann. Der dringende Appell im Schlusswort, sich dieses Themas verstärkt im Unterricht anzunehmen, kann nicht ernst genug genommen werden.
Auf der beigefügten CD werden die ersten Takte eines großen Teils der im Buch befindlichen Übungen demonstriert und ermöglichen so eine gute Kontrolle für das eigene Praktizieren. Die Aufmachung des Buchs ist sehr ansprechend. Klarheit und gute Verständlichkeit der nicht immer ganz leichten Themen ist nicht zuletzt der hervorragenden Übersetzung durch Edward und Irmtraud Tarr zu verdanken. Außer beim Titel, wahrscheinlich wegen der griffigen drei Ps, wurde auf unnötige Anglizismen verzichtet. Für den Begriff „buzzen“ ist den ÜbersetzerInnen keine deutsche Entsprechung eingefallen; „Acciaccatura“ ließe sich mit „kurzer Vorschlag“ übertragen. Websters PPP sollte zur Pflichtlektüre gehören.
Michael Schmidt