Weihnachtslieder

Liederbuch mit CD/Klavierband/Textheft/Kalender/CD Vol. 1 und 2

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Carus/Reclam, Stuttgart 2012
erschienen in: üben & musizieren 6/2012 , Seite 60

Der Konzert- und Opernsänger Cornelius Hauptmann ist der Initiator eines sehr umfangreichen Projekts, das sich zum Ziel gesetzt hat, dass unter den Weihnachtsbäumen wieder mehr gesungen und musiziert wird. Die beiden Stuttgarter Verlage Carus und Reclam haben sich der Sache angenommen. Dieser soeben erschienenen, sehr eindrucksvollen Noten-, Text-, Bild- und CD-Präsentation gingen bereits drei andere Liederprojekte voraus, nämlich „Wiegenlieder, „Volkslieder“ und „Kinderlieder“ – verlegerische Erfolgsgeschichten, die mehrfach ausgezeichnet wurden.
Den an diesen Projekten Beteiligten, den Herausgebern, Arrangeuren, Musikern, Solosängern und Chören, geht es um eine Wiederbelebung des Singens in den Familien, den Schulen und Musikschulen, in den kirchlichen Gruppen und Vereinen. Für das Weihnachtsmusizieren wurden nun achtzig bekannte und beliebte Lieder herausgesucht und auf verschiedene Weise veröffentlicht. Da ist zunächst einmal das von Frank Walka sehr liebevoll illustrierte Liederbuch mit einstimmig notierten Melodien, ergänzt durch Akkordsymbole. Wichtig sind hier vor allem die Texte aller Strophen: Zumeist versiegt ja das Singen eines Weihnachtsliedes schon nach den ersten Zeilen.
Dem Buch ist eine CD beigelegt, die zu jedem Lied eine instrumentale Begleitmusik anbietet, wechselweise mit Geige, Orgel, Cembalo, Blockflöten und Gambe. Christine Busch, Kay Johannsen, Matthias Maute und Hélène Godefroy musizieren sehr ver­innerlicht in auffallend getragenen, gut singbaren Tempi.
Für weitere MitsängerInnen ist ein kleines Textheft erschienen, das man in entsprechender Anzahl besorgen kann. Auch dieses Heft ist durch zahlreiche Illustrationen von Frank Walka aufgelockert. Zur instrumentalen Ausgestaltung hat man einen Klavierband herausgegeben mit neuen, schön klingenden Sätzen. Rund zwanzig Komponisten und Arrangeure waren daran beteiligt. Für alle Lieder wurde eine Oberstimme in C geschrieben, die man ad libitum mit Geige, Flöte, Oboe oder Blockflöte spielen kann. Zur Intensivierung des Basses liegt zudem eine Stimme bei für Cello, Kontrabass oder Fagott. Auch in diesem prakti­kablen Instrumentalband sind die Texte mit abgedruckt.
Verantwortlich für alle diese Veröffentlichungen zeichnen Klaus Brecht und Klaus K. Weigele von der Landesakademie für die musizierende Jugend in Ochsenhausen. Sie haben sehr viele Gedanken und Vorarbeiten in dieses Projekt investiert, man erkennt immer die Handschrift des kenntnisreichen Fachmanns. Im gleichen grafischen Outfit wurde auch noch ein Kalender gestaltet, der sich gut als Geschenk eignet: Für die 31 Tage im Dezember wurde je eine Seite mit einem Weihnachtslied versehen. Beginnend mit Macht hoch die Tür und endend mit Wie schön leuchtet der Morgenstern findet eine Begegnung mit den bekanntesten Liedern statt. Auch hier gibt es die Texte zum Singen und Bilder für das Auge.
Für all jene, die das Weihnachtsmusikgeschehen doch mehr passiv genießen wollen, erschienen zwei vom SWR sehr aufwändig produzierte CDs mit prominenten SolistInnen, Chören und Ensembles. Alle Sängerinnen und Sänger, darunter Jonas Kaufmann, Angelika Kirchschläger und Christoph Prégardien, haben sich ohne Honorar für dieses Projekt zur Verfügung gestellt. Viele Sängerinnen und Sänger mit ihren KlavierbegleiterInnen, das SWR-Vokalensemble, Kammerchöre und Instrumentalgruppen reichten sich das Mikrofon weiter für insgesamt 58 Aufnahmen der schönsten Weihnachtslieder- und Musiken.
Die hat nun allerdings nichts mehr mit dem häuslichen Singen und Musizieren zu tun. Hier befindet sich alles auf einer professionellen Ebene, herausgehoben aus der „Normalität“ in eine künstlerische Sphäre, die natürlich hohe Ziele erreicht. Die umfangreichen Booklets bringen neben den vollständigen Texten zum Mitlesen (oder auch zum Mitsingen) viele Informationen über alle KünstlerInnen. Von jeder verkauften CD fließen zwei Euro in Projekte, die das Singen mit Kindern fördern. Insgesamt also ein groß geschnürtes Weihnachtspaket, das man sich ganz oder einzeln besorgen kann. Das umfangreiche Veröffentlichungsprogramm macht deutlich: Man kann „Singen schenken“, sich selbst und anderen.
Wolfgang Teubner