Nimczik, Anna Catharina
Wenn Gespenster und Hexen das Cello erobern
Spannende Celloabenteuer für den Anfangsunterricht
Wenn es aus dem Unterrichtsraum rasselt, quietscht und sägt, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass dort zielloses Musizieren stattfindet. Im Gegenteil: Im Anfangsunterricht ist spielerisches, entdeckendes Lernen und aktionsreiches Üben unerlässlich. Dies kann auch mit ungewöhnlichen Klängen einhergehen, die der Alltagswelt oder der Fantasie der Kinder entspringen. Gerade in jungen Jahren sind Kinder noch offen für alles, was klingt und klanglich Spaß macht. Beim Thema “Spuk in der Cellostunde” kommt diese Experimentierfreude und Neugier gezielt zum Einsatz.
Anfangsunterricht mit kleinen Kindern, die schon früh mit dem Spielen eines Instruments beginnen, stellt InstrumentalpädagogInnen vor besondere Aufgaben. Lange Erklärungen führen hier kaum zum Lernerfolg. Gefragt ist ein Unterrichtskonzept, das sich am neugierigen und lernbegierigen Wesen von kleinen Kindern orientiert. Spielerisch angelegter Unterricht unterstützt das eigene Interesse der SchülerInnen, neue Fähigkeiten und Wissen zu erwerben. Improvisationsaufgaben, bei denen die Kinder das Instrument mit allen seinen Facetten und Möglichkeiten „erobern“ können, werden zur interessanten Entdeckungsreise. Bilder, Geschichten, Stofftiere, Lieder usw. liefern hierzu Impulse und Anregungen. Dabei sind der Kreativität und Fantasie keine Grenzen gesetzt. Das Themenspektrum kann sich über Abenteuerreisen, Märchen, Traumwelten, Expeditionen in ferne Länder bis hin zu Räubern, Hexen und Gespenstern erstrecken.
Kinder lieben Geschichten voller Spannung, Geschichten, bei denen sie ihre Vorstellungskraft ausreizen können. Hier setzt ein geschickt konzipierter, themenbezogener Instrumentalunterricht an, für den bereits etliche Materialien vorliegen, z. B. zur Fantasiewelt der Hexen, Feen und Gespenster im Klavierbereich.1
Dieses Konzept überträgt der folgende Beitrag auf den Cellounterricht. Es geht um Klangexperimente, Improvisationsideen und Spielstücke, die ich gezielt für junge InstrumentalistInnen ab fünf Jahren entwickelt und zusammengestellt habe. Dabei werden auf spielerische Weise Gespenster und Hexen aus dem Cello gelockt. Es gilt, Neugier und Entdeckerqualitäten der SchülerInnen zu fördern, die Musikalität zu festigen und mit gestalterischen Fähigkeiten zu verbinden. Vor allem aber soll die Eigeninitiative der Kinder gestärkt und neue instrumentale Motivation geschaffen werden. Die Ideen sind dabei als Vorschläge zu verstehen. Sie können (auch partiell) in die eigene Praxis eingebaut, mit aufbauenden Unterrichtskonzepten vernetzt und eigenständig weiterentwickelt werden.
Erste Spukerfahrung
„Krrrrr! Ahh! Ein lautes Krachen und Schreien! Sofort bin ich hellwach. Unten aus dem Wohnzimmer kommen seltsame, schaurige Geräusche. Erst ein Kratzen, dann ein Sägen und plötzlich – was ist denn das? – ein Ton. Ganz leise und vorsichtig schleiche ich die Treppe hinunter. Der Mond scheint durch die Dachluke. Hoffentlich sieht und hört mich keiner! Auf einmal bemerke ich im Dunkeln einen großen Schatten. Oh Schreck, das ist ja mein Cellokasten! Sperrangelweit offen! Mir stehen die Haare zu Berge und ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper. Zentimeterweise taste ich mich vorwärts, bis ich ins Wohnzimmer spähen kann – und da…“
1 Monika Twelsiek (Hg.): Hexen, Feen und Gespenster. 28 fantastische und schaurige Klavierstücke für Kinder, Mainz 2008.
Lesen Sie weiter in Ausgabe 1/2013.