Oberschmidt, Jürgen

Wie alles zwanglos auseinander ­hervorgeht

Neuer Masterstudiengang „Musik – Bewe­gung – Sprache“ in Kooperation der Hochschulen Trossingen und Weingarten

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 2/2014 , Seite 40

Grenzen sind ordnungsstiftende Trennmarkierungen: Bereits in der Schule kästeln sie die Welt in einzelne Fächer, die Ordnung versprechen, Sicherheit suggerieren und versuchen, dem Denken und Handeln eine Struktur zu geben. Im Studium setzt sich diese Tradition meist fort: Wissenschaftliche Fächer, künstlerische oder pädagogische Studiengänge vermessen den Umgang mit Musik und fokussieren den Blick der Studierenden auf die eingefahrenen Berufswege in ihren festgefügten, traditionellen Institutionen.
Die Wirklichkeit sieht heute anders aus: Das Berufsbild von OrchestermusikerInnen und Musikschullehrkräften hat sich gewandelt, es stellen sich andere, manchmal höhere Anforderungen an junge AbsolventInnen wie auch an jene, die sich mit ihrer langjährigen Berufspraxis an ihrer Einrichtung so fest verortet fühlten. Die Institutionen öffnen sich nach außen, an ihren Schnittstellen führen Kooperationsprojekte zwischen den verschiedensten Bildungseinrichtungen zu neuen Konzepten und Unterrichtsformaten. Immer stärker gerät dabei die frühkindliche Förderung aller Kinder in den Blick, nicht nur jener bildungsbehüteten, zu deren Rundumversorgung auch der Gang in die bewährte musikalische Früherziehung gehört.
Auch die Kinder entwickeln sich nicht in festgefahrenen Kategorien, ihr Umgang mit Musik kennt diese Grenzen nicht. Sie haben einen ganzheitlichen Zugang – ob Musik, Sprache, Bewegung, alles geht für sie auseinander hervor: Ihr Hören schwingt sich auf eine Musik ein, sie lassen sich bewegen, transformieren dieses Erleben und Verstehen in Bewegung. Diese Musikalität entwickeln sie bereits im Zuge ihres Spracherwerbs – Sprache nehmen sie musikalisch wahr: Der Ton macht die Musik, wenn sie der Sprachmelodie ihrer Mutter abnehmen, was die Worte ihnen manchmal noch nicht zu sagen vermögen.
Um Musik, Bewegung und Sprache in ihren intermedialen Ausdrucksformen zu vermitteln und den neuen Anforderungen der sich wandelnden Bildungslandschaften Rechnung zu tragen, wurde an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen und der Pädagogischen Hochschule Weingarten der Masterstudiengang „Musik – Bewegung – Sprache“ entwickelt, der sich an HochschulabsolventInnen aus verschiedenen künstlerisch-pädagogischen Fachrichtungen wendet und als viersemestriges Vollzeitstudium oder berufsbegleitend mit variabler Dauer studiert werden kann. Hier werden Grundlagen für die unterschiedlichen musikpädagogischen Praxisfelder der frühkindlichen Bildung und der außerunterrichtlichen Arbeit in Grundschulen gelegt, in denen rhythmisch-musikalische Sprachförderkonzepte eine verstärkte Rolle spielen.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2014.