Dahlhaus, Bernd

Wie über JeKi (nicht) gesprochen wird

Von JeKi zu JeKits: ein Programmwechsel mit der Lupe betrachtet, Teil 1

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 2/2015 , Seite 34

Wie über JeKi gedacht wird, zeigt sich darin, wie die Beteiligten darüber sprechen. Bernd Dahlhaus nimmt die unterschwelligen Prämissen in Gesprächen und Veröffentlichungen über JeKi unter die Lupe. Hieraus ergeben sich Erkenntnisse, die für die Gestaltung und Umsetzung des Nachfolge­pro­gramms JeKits genutzt werden könnten.

„Die sinnvolle und langfristige Zusammen­arbeit von Musikschule und Grundschule braucht bei den Gestaltern Erfahrung, organisatorische Konzepte und eine Strukturentwicklung auf den unterschiedlichsten Ebenen. […] Dieser Lernprozess erfordert Kommunikation und gegebenenfalls auch externe Beratung, zum Entwickeln von sinnvollen Lösungen zu gelangen [!].“1
Im Sommer 2014 erschien das Buch des Saxofonisten und Saxofonlehrers Jörg Sommerfeld Instrumentalunterricht in der Grundschule. Erfolgreich lehren und gestalten. Der Autor ist stellvertretender Leiter der Musikschule Monheim, Mitinitiator des instrumentalen Grundschulprogramms „Monheimer Modell“ (MoMo)2 sowie Kuratoriumsmitglied der Stiftung „Jedem Kind sein Instrument“ (JeKi) im Ruhrgebiet.3 Aus meiner Sicht spiegelt Sommerfelds 264-seitiges Buch in doppelter Weise den aktuellen Stand4 des Fachdiskurses zum JeKi-Thema bzw. zum Instrumentalunterricht in der Grundschule wider: Zum einen ist es die erste Veröffentlichung, die die vielschichtigen Aspekte des Themas „aus der Perspektive des Praktikers“5 umfassend behandelt.6 Deshalb sei es Jedem Kollegen mit Interesse (als eine andere Lesart von JeKi) zur fundierten Meinungsbildung, zur kundigen Teilnahme an der Diskussion und natürlich als Anregungsfundgrube für das eigene Unterrichten zur gründlichen und sehr anregenden Lektüre empfohlen.
Zum anderen steht die zum Teil nachlässige sprachlich-stilistische Gestaltung des Buchs aus meiner Sicht symptomatisch für eine bestimmte Sprachbenutzung und damit verbundene Grundhaltung insgesamt im JeKi-Diskurs. Fehlende Satzteile im Text (siehe oben), sprachlich unschöne und ungenaue Formulierungen sowie längere wortwörtliche Wiederholungen7 lassen insgesamt das Bemühen um eine präzise und leserfreundliche Ausdrucksweise vermissen.
Ähnliche Symptome waren auch bei der Einführung von JeKi im Jahr 2007 im Ruhrgebiet auf Initiative der damaligen Landesregierung festzustellen. Damals mangelte es an Zeit und Sorgfalt, letztlich an einem wirklichen Qualitätsanspruch, um das instrumentale Grundschulprogramm verantwortlich und als wirkliche Bereicherung für alle Beteiligten umzusetzen. Die Vorgehensweise der Initiatoren wurde, gemessen am Stand des Wissens über gelingende Lehr-/Lernvorgänge und über erfolgreiche Projektmanagement- und Changemanagement-Prozesse, der musikpädagogisch-fachlichen, organisatorisch-strukturellen und der sozial-menschlichen Komplexität des Vorhabens nicht gerecht.
Ich möchte in diesem ersten Teil meines Beitrags das gegenwärtige JeKi-Denken und
-Handeln im Ruhrgebiet, wie es sich in Gesprächen und Veröffentlichungen über JeKi zeigt, unter die Lupe nehmen. Muster und Strukturen deutlicher zu sehen und ein genaueres Verständnis der unterschwelligen Prämissen zu finden, soll Erkenntnisse ermöglichen, die für die Gestaltung und Umsetzung des Nachfolgeprogramms JeKits genutzt werden könnten.
Ich möchte mit meinen Überlegungen zu ­einer Verbesserung beitragen, weil ich zum einen die Grundidee instrumentaler Grundschulprogramme wertvoll finde, nämlich GrundschülerInnen anhand des Instrumentalspiels musikalische Bildung zu ermöglichen,8 und zum anderen, weil ich mich selbst als Instrumentalpädagoge mit meiner Arbeit wohlfühlen und nicht nur Kinder in der Entfaltung ihres Potenzials fördern, sondern dabei auch selbst mein Potenzial entfalten können möchte. Als Klavierpädagoge unterrichte ich seit Herbst 2010 das Instrument Keyboard in JeKi-Ruhr an verschiedenen Musik- bzw. Grund- und Förderschulen und kenne dadurch die unterschiedlichen Arbeitsweisen und Kommunikationsmuster sowie die unterschiedlichen pädagogisch-didaktischen Stan­dards an den Schulen. Des Weiteren stehe ich als Coach und Weiterbildner seit 2007 in Kontakt zu vielen Lehrenden und Leitungskräften an Musik- und Grundschulen.

1 Jörg Sommerfeld: Instrumentalunterricht in der Grundschule. Erfolgreich lehren und gestalten, Wiesbaden 2014, S. 126.
2 www.musikschule.monheim.de/monheimer-modell
3 www.jedemkind.de
4 Anfang Februar 2015.
5 Sommerfeld, S. 13.
6 vgl. die Rezension von Ruth Schneidewind in üben & musizieren 5/2014, S. 52, online unter: www.schott-musikpaedagogik.de/de_DE/material/instrument/um/current/showarticle,38580.html
7 So ist der Absatz auf Seite 42 oben fast identisch mit dem Absatz auf Seite 43 unten.
8 In Bezug auf JeKits sind damit im Folgenden die Bereiche Singen und Tanzen mitgedacht.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2015.