Zander, Margarete / John Harrison

Wirbelwind und ­Saitentanz

Musikalische Expeditionen mit den Berliner Philharmonikern, hg. von der Stiftung Berliner Philharmoniker, mit 3 DVDs

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: üben & musizieren 5/2011 , Seite 57

Das Live-Erlebnis wird diese DVD-Sammlung nicht ersetzen können, aber zu Hause im gemütlichen Wohnzimmer gemeinsam mit Eltern und Geschwistern wird doch einiges an Konzertsaalatmosphäre sich einstellen, wenn man den Klängen der Musiker, die alle den Berliner Philharmonikern angehören, eben nicht nur lauschen, sondern auch einiges genauer sehen kann, als das aus der Distanz des echten Konzertsaals möglich wäre. Das war vermutlich auch einer der Gründe zur Produktion dieser drei DVDs, die in Verbindung mit einem recht liebevoll gestalteten Bildband erschienen sind.
Besonders sympathisch berührt die Begeisterung der Buchautorin, die in beinahe jeder Zeile spüren lässt, welche Freude ihr die Musik, das Beschreiben der Instrumente und der ausführenden MusikerInnen macht. Die Bilder von John Harrison sind schwungvoll, farbenfroh und lassen Spielraum für die Fantasie vor allem der jugendlichen Betrachter. Die Autorin lädt ein, Details zu beobachten, die einem vielleicht entgehen würden, gäbe es da nicht die kleinen Symbolbilder, die auf solche Dinge hinweisen und quasi einen visuellen Führer durch die Bild- und Tonträger-Palette dieser Veröffentlichung bieten.
Einige Rätselfragen hat sich Margarete Zander ausgedacht und so kann man das Gesehene und Gehörte zum Teil in Selbstkont­rolle überprüfen. So verbirgt sich in diesem Buch ein kleines Lernprogramm über ein großes sinfonisches Orchester, einzelne Musikstücke und instrumentale Spieltechniken. Daher kann man das Buch auch als Anregung für schulischen Musikunterricht emp­fehlen. Und vor allem: Die Musikstücke sind allesamt faszinierend für Kinderohren und Erwachsene und bieten zum großen Teil Alternativen zu den seit vielen Jahren gängigen „Klassikern“ der sinfonischen Kinderprogramme vieler Orchester in Deutschland.
Alle Gruppen des Orchesters stellen sich auf den DVDs mit mehreren Stücken vor: So wird vermieden, dass die überwältigende Fülle des kompletten ­Orchesterklangs differenziertes Hören eher unmöglich macht. Hier kann man sozusagen die „Klangbausteine“ wahrnehmen, die dann in der Zusammenfügung die enorme Farbpalette eines modernen Sinfonieorches­ters ausmachen. Die Faszina­tion, ausgelöst durch die DVDs und die anregende und kurzweilige Lektüre des Buchs, wird so manches Kind die Bitte äußern lassen: „Wann gehen wir denn mal in ein richtiges Konzert?“ – Das wäre sicher die schönste Belohnung für die engagierten AutorInnen und die pädagogischen Bemühungen der Berliner Philharmoniker.
Thomas Holland-Moritz