Böttger, Dirk

Wolfgang Amadeus Mozart

dtv portrait

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: dtv
erschienen in: üben & musizieren 5/2003 , Seite 69

Wissenschaftliche Themen für ein breites Publikum aufzubereiten, das keine Fußnoten mag und manchem Exkurs nicht zu folgen bereit ist, ist eine schwierige Aufgabe für Herausgeber. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Versuche unternommen, komplexe Sachverhalte in ihrer ganzen Vielschichtigkeit zu präsentieren und dabei doch den Leser nicht zu überfordern: Optische Signale, übersichtlich gegliederte Seitenaufteilungen, mehrfarbige Orientierungshilfen sind dabei die am häufigsten vorkommenden Neuerungen, mit denen Verlage versuchen, vom alten Fließtext mit am Buchende versammelten Anmerkungen wegzukommen.
Die von Martin Sulzer-Reichel herausgegebene Reihe „dtv portrait“, deren Künstlergalerie inzwischen von Hannah Arendt bis Frank Zappa reicht, ist seit vielen Jahren Vorreiterin auf diesem Experimentierfeld. Auch Dirk Böttgers neuer Mozart-Beitrag macht das erfolgreiche Konzept deutlich: Wie am Theater werden hier Erklärungen zu Personen oder veralteten Begriffen quasi „beiseite“ gesprochen, am unteren Seitenrand oder auch in eigenen Textfeldern gedruckt, die gelb, grün oder andersfarbig unterlegt sind. Wer nicht will, kann ohne Irritationen drumherum lesen, wer seine Kenntnisse zu vertiefen wünscht, schweift ab in die bunten Erklärungsbereiche. So kommt diese Biografie genauso bilderreich wie informationsbeflissen daher, ohne aufdringlich zu wirken.
Es gibt viele Wege, ein Buch zu lesen, und diese optische Aufbereitung des weit verzweigten Text-Sammelsuriums lässt alle Wege offen. Niemand wird in das Korsett einer vom Autor bestimmten Chronologie der (Lese-)Ereignisse gezwungen. So kann diese schmale, aber inhaltsreiche Biografie genauso gut als normale Lektüre wie als Nachschlagewerk dienen. Zeittafel, Auswahlbibliografie und alphabethisches Register verführen neben der oft mehrfach geteilten Leseseite geradezu zum sprunghaften Blättern.
Inhaltlich folgt der Autor den klassischen Biografen, die er im Detail nach neueren Quellenforschungen behutsam korrigiert. Zahlreiches Quellenmaterial, Autografe, Porträts, zeitgenössische Darstellungen, originale Konzert- und Opernankündigungen, Zitate und Bühnenentwürfe schmücken den Band als meistenteils farbige Abbildungen. Die neun Kapitel halten sich in etwa an die übliche Einteilung von Mozarts Lebensabschnitten. Ein fundierter Einstieg in den gewaltigen Kosmos Mozarts.
Matthias Roth