Hradecky, Emil

Zweistimmige Klavierstücke auf einer Seite

16 leichte Stücke für Anfänger

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bärenreiter, Prag 2017
erschienen in: üben & musizieren 3/2018 , Seite 56

Der tschechische Komponist Emil Hradeck´y (geb. 1953) hat bei Bärenreiter schon einige Klavierwerke für Kinder publiziert, hauptsächlich im Bereich Jazz und Tanzmusik. Seine Zweistimmigen Klavierstücke auf einer Seite können etwa im zweiten Unterrichtsjahr gespielt werden und führen in musikalisch ansprechender Weise in verschiedene Stilistiken ein.
Einen wesentlichen Teil nehmen Tanzsätze ein. Hier reicht das Spektrum vom Menuett über Walzer und Polka bis hin zu Tango, Cha-cha-cha, Blues und Boogie. Durchweg gelingt es dem Komponisten, das Charakteris­tische des jeweiligen Tanzes in einfacher Weise deutlich zu machen, ohne banal zu werden. Vorherrschend ist eine viertak­tige Phrasenbildung, ein großer Teil der Stücke weist die Form ABA auf. Die Melodien gehen gut ins Ohr, ihr rhythmischer Schwung weckt die Musizierlust. Aufgrund der durchgehend beibehaltenen Zweistimmigkeit sind die Stücke gut durchhörbar, was zum Bemühen um ein sauberes Spiel motiviert. Alle Stücke sind artikulatorisch und dynamisch ge­nau bezeichnet und mit durchdachten Fingersätzen versehen.
Zu den Tanzsätzen gesellen sich einige kindgemäße Titel (Der Bär, Auf der Schaukel, Traurige Puppe) sowie Naturstimmungen (Der Regen, Der Nebel). Das Stück Auf der Schaukel ist eine Mini-Etüde für die Zweierbindung in stetem Wechsel zwischen beiden Händen. Der Bär beruht auf einem Ostinato der linken Hand in gleichbleibender Artikulation. Die Melodie der rechten Hand nimmt anfangs diese Artikula­tion auf, löst sich dann aber davon. In Traurige Puppe gelingt Hradeck´y mit einfachsten Mitteln ein anrührendes kleines Charakterstück in c-Moll.
Stehen die bisher angesprochenen Stücke in Dur- und Molltonarten bis zu drei Vorzeichen, so verwendet Hradeck´y in den beiden Naturschilderungen Der Regen und Der Nebel die Ganztonleiter. Genauer gesagt beide Ganztonleitern, denn in beiden Fällen versetzt er das Tonmate­rial im Mittelteil um einen Halbton und kehrt am Schluss zur Ganztonleiter des Anfangs zurück. Diese beiden Stücke sind einander sehr ähnlich und geben Anlass für ausgiebigen Pedal­gebrauch. Aufgrund ihrer einfachen Faktur eignen sie sich gut für Improvisationsversuche. Dies gilt auch für das auf den schwarzen Tasten zu spielende pentatonische Stück In China, das auf einer Ostinato-Begleitung aufbaut. Ein weiteres Ostinato-Stück, In der Wüste, steht in Zigeuner-Moll.
Insgesamt ist das Heft eine wertvolle Bereicherung der Unterrichtsliteratur, da der Komponist es versteht, musikalische Qua­lität mit klaren pädagogischen Zielsetzungen zu verbinden. Die Ausgabe überzeugt durch ein klares Notenbild und unaufdringliche schwarz-weiße Illust­rationen von Andrea Tachezy.
Sigrid Naumann