Werum, Adrian Sebastian
Zwölf Stücke für den kleinen Tierfreund
Fünf-Ton-Spiele für Klavier
Adrian Werum, im Musical-Bereich zu Hause, versucht in kurzen, meist freitonalen Stücken verschiedene kleine Tiere, die uns im Garten oder Stadtpark begegnen, musikalisch zu charakterisieren. Das Heft ist für Kinder und Jugendliche im Unterstufenbereich sowie auch für erfahrene KlavierspielerInnen auf der Suche nach neuen Klangerlebnissen gedacht.
Innerhalb eines Stücks sind die Hände an vorgegebene Fünftonräume gebunden, deren Skalen (Dur, Moll, Zigeuner-Moll, Ganzton, vermindert u. a.) und Lagen jedoch von Titel zu Titel variieren. Nur einmal (Amsel) benutzen beide Hände die selben Töne oktavversetzt. Einige Skalen zwingen die Finger in unbequeme Enge (Schmetterling, Ameise) oder Weite (Marienkäfer) bzw. dazu, „weiter in den Tasten“ (Maikäfer) zu spielen, was für manche SchülerInnen ein hervorragendes Training sein kann. Die Lagen der Hände haben maximal Dezimabstand, am häufigsten spielen sie Daumen an Daumen. Die Vorzeichen sind taktweise gesetzt, wobei das gleiche Vorzeichen innerhalb eines Takts zuweilen wiederholt wird, was beim Lesen verunsichert.
Entsprechend den Charakteren variiert der Klaviersatz zwischen verschiedenen Ausgestaltungen des linearen Spiels (zweistimmig, abwechselnd einstimmig) und Melodiespiel mit Begleitformeln (auf die Hände verteilt, in einer Hand). Doppelgriffe oder Akkorde finden sich nur vereinzelt. Weniger variantenreich sind die musikalischen Formen, die sich meist auf A-B-A-Strukturen beschränken.
Fünf Stücke enthalten dynamische Vortragszeichen, die eher aufgesetzt als logisch wirken; bei den anderen fehlen sie fast ganz. Pedalisierungszeichen sind nur spärlich zu finden.
Abwechslungsreich ist die Wahl der Metren, Taktwechsel inklusive. Nur einmal taucht ein punktierter Rhythmus auf (Biene), dafür verschiedene synkopische Strukturen, die sich in stilistischen Anklängen begründen: Ragtime (Heuschrecke), Burleske (Maikäfer) und „monkement“ (nach Thelonious Monk) für den ternär zu spielenden Ohrenkneifer. Verschiedene Artikulationsweisen erfordern in einigen Stücken eine gute Unabhängigkeit der Hände.
Trotz guter Ansätze, Ideen und erkennbarer Kompositionsprinzipien überzeugen die Stücke pianistisch und musikalisch nicht recht: Sie spielen sich zum Teil „hölzern“ (was nicht an den Fünftonräumen liegt!), viele wirken etwas langweilig, konstruiert und damit wenig spannungsvoll. Im Vorwort wird angeregt, den Heftinhalt nicht nur als traditionelle Unterrichtsliteratur, sondern auch als Anregung zu Tanz, Bewegung, Theater, Improvisation und Komposition zu verwenden. Man könnte es probieren…
Anna Elisabeth Wartner