Busch, Adolf

Fünf Kanons im Einklang

für drei Instrumente, je drei Spielpartituren in C und B

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2016
erschienen in: üben & musizieren 2/2017 , Seite 57

Es gab bisher wenig Gelegenheit, Adolf Busch, den Bruder des Dirigenten Fritz Busch, als Komponisten wahrzunehmen. Schon 1933 hatte er Deutschland den Rücken gekehrt, lebte zuerst in der Schweiz und dann bis zu seinem Tod im Jahr 1952 in den USA. Die meist in den konzertfreien Sommermonaten entstandenen Werke des hervorragenden Geigers und Gründers des Busch-Quartetts lagen lange wohlverwahrt in den Archiven des Max-Reger-Instituts in Karlsruhe und der Paul-Sacher-Stiftung in Basel, die ihm 2009 eine Ausstellung widmete.
Inzwischen ist schon einiges aus seinem Œuvre, das Kammermusik, sinfonische Werke und Vokalmusik enthält, bei edition 49 erschienen, außerdem ist sein Quintett für Flöte und Streicher (Violine, zwei Bratschen und Violoncello) op. 68 mit Stimmen und Partitur bei Breitkopf & Härtel in Vorbereitung.
Die Kanons für drei Instrumente hatte Busch 1949 seiner Flöte spielenden Frau gewidmet. Sie sind zwar nur eine kleine Kostprobe seiner kompositorischen Arbeit, hinsichtlich Zusammenspiel und Gestaltung setzen sie jedoch schon einiges an Erfahrung voraus. Busch verwendet den Kanon hier in seiner einfachsten Form, die drei Stimmen sind identisch und setzen auf der gleichen Tonstufe ein.
Das resultierende Klangbild bleibt immer gleich, wirkt in seinen harmonischen und rhyth­mischen Konstellationen jedoch sehr beweglich, die Partiturnotation wird deshalb beim Einstudieren eine gute Hilfe sein. Weil die in jedem Kanon enthaltene Wiederholungsklammer beliebig viele Durchgänge erlaubt, kann man sich in Ruhe in die Strukturen vertiefen und vielleicht sogar den Kanon als ein Symbol der Unendlichkeit wahrnehmen.
Abwechslungsreich gestaltet ist die Folge der Sätze: Andante, 3/4, F-Dur, 12 Takte/Quasi Presto, 6/8, h-Moll, 6 Takte/Tempo di Bourrée, Allabreve, h-Moll, 12 Takte, auf der Dominante schließend/Kanon 3 gespiegelt, noch einmal Tempo di Bourrée, jetzt in fis-Moll und Adagio ed espressivo, 6/8, H-Dur, 6 Takte, in der melodischen und harmonischen Chromatik die Verbindung zu Reger andeutend, der ihm Freund und musikalisches Vorbild war. Auch an Bach lässt sich denken, wenn z. B. eine immer wiederkehrende Sechzehntel-Folge im zweiten Kanon an das 3. Brandenburgische Konzert erinnert und die Bourrée an Bachs h-Moll-Suite.
Herausgeberin Bettina Beigelbeck, eine vielseitige Klarinettistin aus Karlsruhe, hat sich intensiv mit der Familie Busch beschäftigt und mit ihrem Ensemb­le, dem Busch Kollegium Karlsruhe, maßgeblich zum Interesse an seinen kompositorischen Arbeiten beigetragen, dies auch mit CD-Einspielungen. Die sehr ansprechende Ausgabe enthält sechs Exemplare der Spielpartitur, drei in C notierte und drei in B für transponierende Instrumente, z. B. für Klarinetten. Anbieten würde sich aber auch eine gemischte Besetzung mit Flöte, Oboe und Klarinette.
Ursula Pesek