Grethen, Luc

Der Bienenstock

für drei Flöten, Partitur und drei Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Accolade, Warngau 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2017 , Seite 57

Zusammenspiel fördert nicht nur die musikalischen und spieltechnischen Fähigkeiten, es gibt auch schon im Anfangsunterricht reichlich Gelegenheit, aufeinander zu hören, zu reagieren, zu füh­ren oder sich anzupassen. Die Literaturauswahl spielt daher gerade dann eine wichtige Rolle, wenn es für anspruchsvollere Stücke noch zu früh ist. Wegen ihrer zuverlässig motivierenden Wirkung spielt man gerne Be­arbeitungen bekannter Stücke. Originalliteratur kann aber genauso gut zu intensiver Beschäftigung anregen, besonders wenn sie, wie in diesem Fall, durch fantasieanregende programma­tische Vorgaben unterstützt wird und so den Bedürfnissen des Anfangsunterrichts entgegenkommt.
Das Trio Der Bienenstock des in Luxemburg geborenen und dort auch lebenden Komponisten Luc Grethen beruht auf vielfältiger praktischer Erfahrung, denn er ist hauptberuflich Professor für Musikerziehung und selbst Bläser, nämlich Oboist. Mit einfachen Mitteln stimmig und wirkungsvoll komponiert, bietet es genügend Interesse weckendes Material, wäre sogar für Vorspiel und Wettbewerb geeignet. Die Ausgabe enthält eine Partitur zum Einstudieren und drei Einzelstimmen. Im gleichen Verlag ist bereits eine ganze Anzahl weiterer Kompositionen mit programmatischen Titeln für verschiedene Kombinationen von Holzblasinstrumenten bis hin zum Bläserquintett erschienen. Der Bienenstock ist auch in einer Version für drei Klarinetten erhältlich.
Die vier Sätze bieten abwechslungsreiche spieltechnische Aufgaben wie z. B. manche nicht einfach zu bewältigenden Tonwechsel, die als verbindendes thematisches Element in allen Sätzen vorkommen. Die Stimmen sind, was Spielfertigkeit und musikalische Impulse betrifft, gleichwertig. Alles ist mit sorgfältiger Disposition der für AnfängerInnen möglichen Mittel gestaltet, dynamisch abwechslungsreich bezeichnet und enthält deutliche Vorgaben zur Ausführung wie Akzente, Artikula­tionbezeichnungen und Tempoübergänge.
Pädagogisch geschickt den Bienen menschliche Eigenschaften unterstellend handelt der erste Satz von der fleißigen Biene, fordert flinke Finger und lebendiges Spiel. Der zweite porträtiert die verträumte Biene, die melodisch langsamen Tonwechsel ergeben reizvoll schwirrende Zusammenklänge. Danach ist die verspielte Biene an der Reihe, ihr gilt ein kleines Scherzo mit einer ins Ohr gehenden Melodie, als Kehraus dann ein fröhlicher Bienenmarsch.
Trotz des eher auf junge Spie­lerInnen zielenden Titelblatts könnte die kleine Suite auch älteren AnfängerInnen gute Dienste leisten, indem sie ihnen „lusterweckendes“ Spielmaterial liefert, um es mit dem von Ernesto Köhler für seine Etüden op. 33 zutreffend gewählten Untertitel zu sagen.
Ursula Pesek