Felsch-Grunow, Juliane

Von Wüstenklängen und Sehnsuchtsorten

Das 8. Berliner Symposium „Kinder singen!“ widmet sich den zwischenmenschlichen Herausforderungen der Kinderchorarbeit

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 36

Die Chorleiterinnen und Chorleiter, die Musiklehrerinnen, Kantoren und Studierenden sind nicht gekommen, um sich verwirren zu lassen – und doch gibt es einen Moment, in dem sie beinahe den Boden unter den Füßen verlieren und ihr umfangreiches musikalisches Wissen auf den Kopf gestellt wird. Der irakische Musiker und Komponist Saad Thamir versucht das Unmögliche: binnen einer Stunde das arabische Musiksystem zu erklären. Sein Ton ist energisch, er geht schnell voran. „Wir haben kein Motiv, wir verstehen nicht mal, was das ist“, sagt Thamir. Er benutzt Vergleiche, um die Unendlichkeit der orientalischen Musik für die westlichen KollegInnen greifbar zu machen: die Intarsien, die Märchen aus 1001 Nacht, Koran-Rezitationen, die sechs Tage ununterbrochen andauern können. Aus einer musikalischen Keimzelle entsteht ein unendliches Netz, so beschreibt es Thamir. Aus einem Sandkorn wird eine ganze Wüste.
Für Kai-Uwe Jirka, Direktor des Staats- und Domchors Berlin und ein seit Kindheitstagen nie pausierender Musiker, ist es dieser Moment der musikalischen Ahnungslosigkeit, der ihn besonders beeindruckt. In der Abschlussdiskussion wird er das achte Berliner Symposium „Kinder singen!“ als „eine Ausgabe mit einer besonderen Farbe“ beschreiben. Zum Start der Tagung am vorletzten April-Wochenende können die 120 TeilnehmerInnen erst ahnen, wie die diesjährigen Themen ineinandergreifen, anregen, gesellschaftliche und lebensphilosophische Impulse bieten.

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