Hirsch, Markus (Hg.)

Musik(unterricht) angesichts von Ereignissen

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Waxmann, Münster 2016
erschienen in: üben & musizieren 3/2017 , Seite 50

Im Januar 2015 veranstaltete das musikpädagogische Institut an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst ein Symposion, das sich dem Thema „Musik(unterricht) angesichts von Ereignissen“ zuwandte und danach fragte, welche Wirkung ein nachhaltiges „musikalisches Ereignis“ für die Bildung eines Einzelnen gewinnen könne; es ging um „Lernen als Ereignis“ und dessen Bedeutung für die musikalische Entwicklung der einzelnen Persönlichkeit. Zwar hatten die Veranstalter auch Vertreter von Nachbardisziplinen wie der Philosophie zur Mitarbeit eingeladen, doch gelang es, die musikpädagogische Kernfrage im Blick zu behalten.
So gelingt es Martina Krause-Benz in ihrem perspektivenreichen Beitrag, als Merkmal des „Ereignisses“ seine Besonderheit herauszustellen, die Singularität oder das „machtlose Ausgeliefertsein“ gegenüber einem bestimmten musikalischen Eindruck. Die „Schlagartigkeit“ und die mit ihr gegebene ästhetische „Durchschlagskraft“ beim jeweiligen Hörer gelte es in den Blick zu nehmen. In diesem Zusammenhang erfolgt ein bemerkenswerter Verweis auf Überzeugungen Wilhelm von Humboldts, welche dieser in seiner überaus individualistischen „Theorie der Bildung“ schon vor zweihundert Jahren ausführte.
Der Frage, ob die zentrale Bedeutung des persönlichen musikalischen Ereignisses einer musikpädogischen Nutzung nicht widerstreite, ja in seinem privaten Charakter im Wege stehe, begegnet die Verfasserin mit dem Hinweis, der Musikunterricht könne immerhin den Austausch entsprechender musikalischer Ereignisse bewirken und beim Einzelnen vertiefen.
Von anderer Zielrichtung ist der Beitrag von Peter Röbke, der dem Ereignishaften in seiner persönlichen Musiziererfahrung nachgeht und vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Musizierpraxis im Musikunterricht eine Bestandsaufnahme versucht. Ein Musizierereignis sei „eine ästhetische Energiequelle, wirke wie ein schwarzes Loch im Unterricht, […] schlucke andere Aktivitäten“ und mache den Schüler wie Musiklehrer restlos betroffen. Zugleich zeige sich das Ereignishafte bei Musik überdeutlich in jenem Augenblick, in dem ein Sänger oder Instrumentalist versuchten, sich in Worten über ihr Tun klar zu werden; dies sei kaum möglich, bleibe Stückwerk, betreffe eben eine andere Ebene.
Weitere AutorInnen dieses Bandes sind Reinhard Gagel, Markus Hirsch, Christoph Khittl, Lars Oberhaus, Ernst Klaus Schneider, Ruth Schneidewind, Johannes Steiner und Peter Zeillinger.
Albrecht Goebel