Lang, Lang

Die Lang Lang Klavierschule für Kinder!

Band 1 und 2, mit Audio Online

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Alfred/Faber Music, Köln 2016
erschienen in: üben & musizieren 4/2017 , Seite 52

Wenn ein Autor „als weltweit erfolgreichster und populärster Konzertpianist“ beworben wird und auf der ersten Seite im zweiten Heft mit verklärtem Blick am Flügel sitzt, wo auch noch die Produktionsfirma mit großen Lettern zu lesen ist, überkommt einen ein eher unangenehmes Gefühl. Das Ganze zeigt sich dann aber als ausgesprochen liebevoll gestaltet und richtet sich an Kinder im Grundschulalter.
Es ist eine Klavierschule für die ersten beiden Unterrichtsjahre, im ersten Band bis zur Mitte einstimmig gehalten, bevor die Hände auf elementarer Stufe zusammenspielen, bis hin zum erweiterten Fünftonraum und dem Oktavbereich einer Tonleiter im zweiten Heft. Es gibt kleine Theo­rie-Quizeinlagen, welche die Notenlehre und das bis dahin Gelernte üben und vertiefen.
Sehr anregend sind Kunstdrucke zu bekannten Klavierstücken von Tschaikowsky und Schumann, die in der Einspielung von Lang Lang online angehört werden sollen. Für ausgebildete Klavierlehrkräfte wäre es aber sicher kein Problem, diese selbst zu spielen, denn so könnten sich daran anschließend rege Gespräche zwischen SchülerIn und Lehrkraft über den Charakter der Musik und die Beziehung zu den Bildern entwickeln.
Der Aufbau des Lehrwerks ist kindgerecht und methodisch gut durchdacht. Jeder Lernschritt wird ausreichend geübt, wie beispielsweise der Daumenuntersatz im zweiten Heft, bevor es zum Tonleiterspiel kommt. Hier wird auch das Klangpedal früh eingeführt, schon vor den ersten Versetzungszeichen, und eine genaue dynamische Gestaltung durch differenzierte Angaben grundgelegt. Die mit die kind­liche Fantasie anregenden Titeln versehenen Übungsstücke sind genaustens mit Fingersätzen versehen.
Die Tonsprache der kurzen Arrangements und Kompositionen, allesamt von Lang Lang, bewegt sich im gängigen Dur-Moll-Bereich. Einzig zwei Stücke sind in Pentatonik: Drachenboot-Rennen und Die Trauerweide. Hier wäre der Hinweis gut, dass sich diese beiden Kompositionen auch problemlos auf schwarzen Tasten spielen lassen. Beim Magischen Zauberpinsel werden Vorzeichen und Auflösungszeichen in einem Stück gleichzeitig eingeführt und beim witzig klingenden Shanghai Shuffle kommen erstmalig Kreuze, Bs und Auflösungszeichen zusammen vor. In Schlangenbeschwörer und Triumphzug des Elefanten prägen die übermäßige Sekunde und selbstständige melodische Bewegungen der linken Hand das Klangbild. Werke anderer Komponisten gibt es nur „im Stile von“, z. B. Mozart: in der Sonnigen Sonatine und dem Thema und Variationen – frei nach dem Thema der A-Dur-Sonate.
Wer vom Personenkult um Lang Lang absehen kann, findet in dieser Klavierschule ein gründlich gearbeitetes, anregendes Konzept mit vielen guten, traditionell gearbeiteten Ideen.
Christoph J. Keller