Mustonen, Olli

Triptyykki

für drei Violoncelli, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 4/2017 , Seite 57

Der finnische Musiker Olli Mus­tonen (*1967) ist gleichzeitig als Komponist, Dirigent und Pianist tätig. Bereits im Alter von fünf Jahren erhielt er Klavier- und Cembalounterricht und begann nur wenig später mit seinen ­ersten Kompositionsversuchen. Heute tritt Mustonen als Pianist weltweit mit bedeutenden Orchestern auf, wie beispielsweise dem London Symphony Orchest­ra, dem Koninklijk Concertgebouworkest oder den Berliner Philharmonikern. Zudem leitet er Musikfestivals in Finnland. Er gewann zahlreiche Preise für seine Einspielungen.
Olli Mustonens Kompositionen zeugen von einer Vorliebe für kontrapunktisches Arbeiten und den Rückbezug auf musikalische Ideen des 17. und 18. Jahrhunderts. Gleichzeitig finden sich in seiner Musik auch zeitgenössische Anklänge und eine moderne Tonsprache. Das Œuvre reicht dabei von Solostücken über Kammermusik bis hin zu groß besetzten Sinfonien und Vokalmusik.
Triptyykki ist eine Komposition für drei Violoncelli aus dem Jahr 2014, die im gleichen Jahr in den USA von Steven Isserlis, Raphael Bell und Steven Doane urauf­geführt wurde. Sie ist abwechslungsreich und technisch anspruchsvoll gestaltet. Jeder der drei Sätze hat einen ganz eigenen Charakter; die einzelnen Cellostimmen sind dabei gleichwertig zu betrachten und übernehmen abwechselnd Führungs- und Begleitfunktionen.
Ungewöhnlich ist die Entstehungsgeschichte des Kammermusikwerks: „Mein Triptychon wurde von Sam Steppel in Auftrag gegeben, der in Usbekistan geboren wurde, nach Kanada übersiedelte und an der Universität von Maryland in Physik promoviert wurde. Im Internet las ich ein Interview von Sam Steppel und ich war sehr berührt, wie er über seine verstorbene Ehefrau sprach. Wunschgemäß ist dieses Stück ihrer Erinnerung gewidmet.“ So erklärt sich die Wahl des Titels Triptychon, der die Vorstellung eines dreiteiligen Altarbilds beinhaltet, für dieses dreisätzige und dreistimmige Werk.
Olli Mustonens Komposition beginnt geheimnisvoll mit einem stimmlich eng verwobenen Misterioso. Es ist voller Seufzermotive gestaltet und bewegt sich, abgesehen von einer kurzen dynamischen Steigerung ins poco forte, in sehr leisen p- bis ppp- Registern. Ganz anders stellt sich der zweite Satz dar: Es folgt ein wildes Furioso, das sowohl im Tempo als auch in der Dynamik kaum Grenzen kennt. Die vielen kurzen Pausen verstärken den rastlosen, immer weiter drängenden Charakter. Am eindrucksvollsten in seiner Wirkung ist vermutlich der letzte Satz „Ad astra“. Mustonen beschreibt ihn mit folgenden Worten: „Dieser dritte Satz beginnt wie eine ziemlich dissonante und ernste Passacaglia, erreicht aber gegen Schluss ekstatische und beschwingte Höhen.“
Anna Catharina Nimczik