Gaul, Magnus (Hg.)

Musikpädagogik im interdisziplinären Dialog

Eine Ringvorlesung zur ­Bildungsbedeutsamkeit fächerverbindender Lernprozesse

Rubrik: DVDs
Verlag/Label: Wißner, Augsburg 2017
erschienen in: üben & musizieren 4/2017 , Seite 60

Ob das Fach Musik von interdisziplinären Zugängen lebt (wie es auf der DVD-Hülle heißt), mag man bezweifeln; dass ein Dialog zwischen den Disziplinen aber einen wichtigen Aspekt in der Lehrerausbildung wie in der Unterrichtspraxis darstellt, steht außer Frage. Hierzu liefert die von Magnus Gaul initiierte Ringvorlesung an der Regensburger Universität einen sinnvollen Beitrag.
FachvertreterInnen der Universität Regensburg und einige Gäste beleuchten verbindende Elemen­te der Musik mit der Deutschdidaktik (Anita Schilcher) und dem Englischunterricht (Petra Kirchhoff), der Mathematik (Stefan Krauss) und Physik (Karsten Rincke), Kunst (Birgit Eiglsperger) und Religion (Tatjana Schnütgen, Michael Fricke), Musikwissenschaft (Wolfgang Horn) und Kirchenmusik (Stefan Baier, Martin Kellhuber), Körperbewegung (Re­nate Kühnel) und allgemeiner Grundschuldidaktik (Angela Enders). Eingeleitet wird der Reigen der Fachvorträge mit Hinweisen auf die evolutionären Wurzeln der Musik (Eckart Altenmüller).
Die Idee, die Ringvorlesung auf einer DVD zu dokumentieren, erscheint auf den ersten Blick überzeugend und faszinierend, weil so die Lebendigkeit des gesprochenen Wortes mit den präsentierten Aktionen (Experimenten, Hörbeispielen, Bildern) verbunden werden kann. Die Unmittelbarkeit von Rede und Ak­tion würde dann den Verzicht auf eine präzise Ausformulierung wettmachen.
Das allerdings will nicht immer gelingen, weil der Zusammenschnitt der elf Vorträge mit kurzen Auszügen von insgesamt ca. 100 Minuten eine wirkliche Auseinandersetzung mit den einzelnen Konzeptionen der Vortragen­den nicht zulässt. Gerade wenn interessante Demonstrationen oder Experimente (Einleitung, physikalische Akustik) vorgeführt werden, bricht der Mitschnitt unvermittelt ab. Andere Mitschnitte sind so kurz, dass es schwerfällt, sich ein genaues Bild des interdisziplinären Ansatzes zu machen. Hier zeigt sich, dass diese Video-Dokumenta­tion als Zusammenschnitt aller Vorlesungsbeiträge eine Buchpublikation mit ausformulierten Texten nicht ersetzen kann.
Wer sich auf einen interdisziplinären Dialog einlassen möchte, mag einige Impulse erhalten, wird mit den kurzen Auszügen inhaltlich aber nicht zufriedengestellt. Dabei hätte es manch stimulierende und ansteckende Befruchtung dieses Dialogs in den Ausführungen etwa zur Wirkung von Musikerziehung (Altenmüller), zur physikalischen Akustik (Rincke), zu Stimmungsfragen (Krauss) oder zur Sprachdidaktik (Schilcher, Kirchhoff) gegeben. Die Dokumentation folgt einer innovativen Idee, hat aber noch Potenzial zur Steigerung.
Wilfried Gruhn