Hoffmeister, Franz Anton

Streichquintett

für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello D-Dur, hg. von Tilman Sieber, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2016
erschienen in: üben & musizieren 5/2017 , Seite 57

Der 1754 geborene Musikverleger Franz Anton Hoffmeister kommt erst langsam auch als Komponist ins Bewusstsein. Und das, obwohl sein vorläufiges Werkverzeichnis einige Opern, zahlreiche Vokalwerke, eine stattliche Anzahl von Instrumentalmusiken mit mehr als 60 Sinfonien aufweist sowie Harmoniemusiken, Kammermusiken und Dutzende Hefte von Streichquartetten und -quintetten.
Der auf klassisches Streichquintett spezialisierte Musikwissenschaftler Tilman Sieber, der vor Längerem bereits Streichquintette beispielsweise von Ignaz Pleyel und Gaëtano Brunetti veröffentlichte, gab nun vorliegendes Streichquintett von Hoffmeister neu heraus und zwar auf Grundlage der Erstausgabe von etwa 1787. Wie viele andere in Wien tätige Komponisten der Mozart-Zeit wählte Hoffmeister die Besetzung mit zwei Bratschen. Da er als Verleger wie kaum ein anderer Gelegenheit hatte, die Streichquintette des erwähnten Pleyel, von Alois Förster oder Paul Wranitzki und nicht zuletzt jene von Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem Hoffmeister befreundet war, ausgiebig zu studieren, konnte er sich die aktuellen Satztechniken bestens aneignen.
Gerade die Nähe Hoffmeisters zu Mozart, so der Herausgeber Tilman Sieber im zweisprachigen, sehr informativen und kurz die Geschichte des Quintetts beleuchtenden Vorwort, zeige sich „auch im Detail, in gelegentlichen Entsprechungen bestimmter Satztechniken (Quintett op. 2 Nr. 6: Menuetto al riverscio; vgl. Mozart, Quintett KV 406: Trio al rovescio) oder in thematischer Ähnlichkeit.“ Immerhin hatte Hoff­meister während seiner Leip­ziger Jahre die erste Gesamt­serie der Quartette und Quintette Mozarts herausgegeben.
Auch wenn Hoffmeister in der Gattung des Streichquartetts zusammen mit Pleyel genannt wird und schlechthin als „unmittelbarer Nachfolger und Nachahmer“ Joseph Haydns gilt, so ist das Besondere seiner Streichquintette, dass er sich „in formaler, satztechnischer und klanglicher Hinsicht von seinen Streichquartetten“ unterscheidet. „Mit Hoffmeister“, so Sieber weiter, „erlangt das Streichquintett als Gattung jene Deutlichkeit, die es von den Streichquartetten abgrenzt.“
In thematischer Arbeit und Verarbeitung steht das D-Dur-Werk in Nachfolge der stilbildenden Streichquartette op. 33 Haydns, alle Stimmen sind gleichermaßen beteiligt. Beinahe orchestrale Klangdichte erfährt das Stück durch die häufigen Unisonopassagen, insbesondere zu Beginn und an den Schlüssen einzelner Abschnitte, bevor das musika­lische Gefüge immer wieder durch jene thematische Arbeit aufgebrochen wird. Ungewöhnlich sind die beinahe durchgehenden, stachelig anmutenden Hervorhebungen der einzelnen Noten durch senkrechte Striche, Staccatissimos ähnlich. Nicht ausgeführte Legatobögen und anderes sind als üb­liche Herausgeberzutaten entweder gestrichelt oder mit Klammern versehen.
Werner Bodendorff