Borries, Christoph und Waltraud

Hochbetagte und Menschen mit Demenz aktivieren

Lieder, Geschichten, Gedichte und Anregungen. Winter und Weihnachten, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 48

Die Altersstruktur in Deutschland wandelt sich: Im Verhältnis stehen immer mehr Ältere den jüngeren Jahrgängen gegenüber und die Menschen erreichen oft ein hohes Lebensalter. In diesem Zuge rückt die Zielgruppe der älteren Menschen immer mehr in den Fokus diverser Angebote und Publikationen; ein Beispiel hierfür ist die Neuerscheinung von Christoph und Waltraud Borries: Die Materialsammlung, gedacht für Angehörige und Pflegende, soll dazu dienen, Hochbetagte und Menschen mit Demenz zu aktivieren.
In zehn Themen rund um die Winter- und Weihnachtszeit (z. B. Schnee, Advent, Backen) wurde das auf diese Zielgruppe abgestimmte Material zusammengestellt. Damit wird das Ziel verfolgt, Impulse für Gespräche zu geben und die biografische Erinnerung älterer Menschen anzuregen. Zu jedem Thema finden sich verschiedene, an diesem Ziel orientierte Bestandteile: Fotos mit Motiven, die aus der Kindheit älterer Menschen stammen könnten (z. B. alte Skier); Geschichten bzw. Texte, die am Erfahrungswissen der Senioren anknüpfen; sowie Gedichte, die ältere Menschen in ihrer Kindheit oder Jugend vielleicht auswendig gelernt haben. Darüber hinaus wurden Sprichwörter und Redensarten sowie Rätsel und Wortspiele zum jeweiligen Thema zusammengestellt. Außerdem findet man thematisch passende Lieder, von denen allerdings nur der Text abgedruckt ist.
Zur Publikation gehört auch eine CD, die zu jedem der zehn Themen Lieder, Gedichte und Musikstücke zum Zuhören beinhaltet. Auffällig ist, dass die Lieder in relativ tiefer Lage eingespielt wurden, um den Senioren das Mitsingen zu erleichtern. Etwas befremdlich wirkt, dass drei Stücke, die im Original für Ensemble bzw. Orchester gesetzt sind (z. B. das Largo aus dem „Winter“ der Vier Jahreszeiten von Vivaldi), in einer Klavierfassung eingespielt wurden.
Aus musikpädagogischer Perspektive wird schnell deutlich, dass die Publikation nicht musikspezifisch ausgerichtet ist. Dies zeigt sich etwa daran, dass keine Noten abgedruckt sind und keine Anregungen zur musikspezifischen Ausgestaltung der Materialien gegeben werden: So fehlen beispielsweise Ideen zur Liedgestaltung mit Bewegung oder Instrumenten, Sprechverse sind nicht als Rhythmicals o. Ä. angelegt und Bewegungsanregungen zur Musik auf CD wurden nicht integriert.
Mit Blick auf das Ziel der Veröffentlichung, nämlich Angehörigen und Pflegenden, die in der Regel musikpädagogische Laien sind, eine Materialsammlung an die Hand zu geben, ist der geringe Musikbezug nicht verwunderlich. Für MusikpädagogInnen jedoch kann die Publikation deshalb nur als zusätzliche Materialquelle dienen; im Rahmen von musikbezogenen Angeboten müssten die Anregungen musikalisch ausdifferenziert wer­den.
Silvia Müller