Buer-Meinschien, Angela

Mach dich fit fürs Flöte spielen!

60 Körperübungen zu Atemtechnik, Haltung & Entspannung

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 48

Ein gutes Körperbewusstsein und die Fähigkeit, Spannungszustände im Körper bewusst zu regulieren, sind für das Flötenspiel und im Flötenunterricht enorm wichtig. Daher kommt ein kleines Heft mit speziellen Körperübungen sehr gelegen.
Ausgehend von eigenen Erfahrungen mit der Eutonie nach Gerda Alexander und kinesiologischen sowie atemtherapeutischen Methoden hat die Flötenpädagogin Angela Buer-Meinschien für diese Publikation kurze, einfache Übungen zu den Themenkreisen Ankommen, Aufrichten, Atmung, Stütze und Tonvolumen in einem stabilen, übersichtlich gestalteten Heft im Format A5 zusammengestellt. Neun der insgesamt 60 Übungen sind mit, die anderen ohne Flöte durchzuführen.
Die Körper- und Atemübungen werden jeweils kurz beschrieben und teils in knappen Worten kommentiert. Neben gängigen Übungen, die bereits aus anderen Zusammenhängen bekannt sein dürften, finden sich auch ungewöhnlichere. Zu den Übungen existieren nur wenige, eher belanglose Abbildungen; 24 Übungen jedoch werden auf der Website von Universal Edition in kurzen Videos veranschaulicht.
Inhaltlich wirkt die Publikation nur eingeschränkt professionell. Ob sie sich eher an (junge) Lernende oder an Lehrende richtet, bleibt unklar. Die Literaturliste ist mager und lässt relevante, auch flötenspezifische Titel vermissen. Problematische Begriffe werden nicht geklärt, die Ausdrucksweise ist tendenziell umgangssprachlich, etliche Erklärungen und Übungsanleitungen sind fragwürdig oder zu unpräzise formuliert, u. a. bei den komplexen Themen wie Atmung und „Stütze“. So fordert die Autorin zum Beispiel dazu auf, Luft in den Bauch zu lenken oder das Zwerchfell bewusst anzuspannen. Dass kleinere Unstimmigkeiten vorhanden sind, wäre zu verschmerzen, aber grundlegende anatomische bzw. physiologische Fehler sollte eine solche Publikation nicht enthalten.
Die Videos erfüllen ihren Zweck, wirken aber insbesondere auf Kinder und Jugendliche vermutlich nicht sehr einladend. Am Ende des Hefts stehen Vorschläge für unterschiedliche Übeprogramme. Den Hinweis, dass die Übeprogramme je nach „Grund­stimmung“ verschieden gestaltet werden sollen, halte ich für sehr sinnvoll. Schade ist, dass nur Beispiele für Programme gegeben werden, die bei müder oder unruhiger Grundstimmung zur Vorbereitung auf das Flötenspiel dienen sollen. Eine weitere Flexibilisierung, die natürlich letztlich selbstständig übernommen werden soll, wäre wünschenswert.
Aufgrund der Mängel kann ich das Heft nur bedingt empfehlen. Dennoch kann es bei kritischer Lektüre sicherlich dazu anregen, verschiedene Übungen an sich selbst und beim Unterrichten zu erproben und sich generell für mehr Körperbewusstsein im Flötenunterricht einzusetzen – was sehr zu wünschen ist.
Andrea Welte