Hudson, Rob

Trombone on stage

for trombone and piano

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2015
erschienen in: üben & musizieren 1/2016 , Seite 57

Gerade für junge MusikerInnen, die ihre stilistischen Kenntnisse in Kombination mit ihrer Spielpraxis erweitern möchten, ist die unterhaltsame Sammlung von 16 kurzweiligen Stücken für Posaune und Klavier gut geeignet. Die Charakterstücke, stilisierten Tänze wie Walzer oder Bossa Nova, verschiedenen Lieder und Songs, Gospel, Blues sowie leichte klassische Sätze sind ausnahmslos Eigenkompositionen des amerikanischen Posaunisten Rob Hudson. Seine Vorliebe für Jazz schimmert rhythmisch und harmonisch unverkennbar durch! Gut zu wissen, dass der Künstler in so renommierten Big Bands wie dem Tommy Dorsey Orchestra oder dem Eastman Jazz Ensemble spielt und zudem Jazzgeschichte unterrichtet.
Seine stilistische Entdeckungsreise richtet sich an SchülerInnen, die bereits etwa eineinhalb bis zwei Jahre Posaunenunterricht erhalten haben. Vorausgesetzt wird die Beherrschung des tiefen und mittleren Registers. Die Kenntnisse im Notenlesen sollten von Ganzen bis Achtelnoten reichen; mit den wichtigsten Taktarten (4/4, 3/4, 6/8, 2/2) sollten die SpielerInnen vertraut sein.
Vielleicht noch ungewohnte Met­ren nutzen der Gospel-Song Deacon Brown im 9/8-Takt und ein Arioso im 12/8-Takt, die Rhythmen dürften hinsichtlich ihrer Betonung jedoch unproblematisch sein. Bemerkenswert ist, dass alle Stücke konsequent mit Vortragsbezeichnungen, dynamischen Angaben, Taktzahlen und Metronomangaben versehen sind.
Das didaktische Konzept ist gut durchdacht und überfordert die Lernenden nicht. Phrasierungsregeln, Atemtechnik, Artikulation und Dynamik werden in einer angemessenen Dosierung trainiert und erleichtern das Erkennen musikalischer Zusammenhänge. Dort, wo das Augenmerk auf langen Phrasen liegt, wie im Song for João, bleibt der Autor der Skalenmelodik treu, Dynamik und Rhythmus sind weniger herausfordernd. Der 4/3rds Blues hingegen mit seiner sprunghaften Melodie sowie den zahlreichen Synkopen lebt von seinem starken rhythmischen Moment und animiert geradewegs zum körperlichen Mitmachen. Die melodische und rhythmische Motivik in den Charakterstücken wie beispielsweise in The Lone Horseman und Dolore ist besonders prägnant und bietet hervorragende Möglichkeiten, instrumentenspezifische Klangfarben auszuprobieren.
Die musikalischen Miniaturen sind gleichermaßen für die solistische Interpretation wie für das Vorspiel mit Begleitung empfehlenswert. Allerdings richtet sich der Klavierpart an eher versierte InstrumentalistInnen. Die stilistisch vielfältigen Melodien sind gut zu lernen und eignen sich auch zum Singen oder Pfeifen vor dem Instrumentalspiel. Dies kann sicherlich ein Anstoß sein, sich intensiver mit den verschiedenen Musikrichtungen auseinanderzusetzen, und bietet zusätzlich die Chance, erste Schritte bei der Entwicklung eines individuellen Profils zu unternehmen. Eine willkommene Bereicherung für den Einstieg ins Solospiel auf der Posaune.
Juliane E. Bally