Internationale Stiftung ­Mozarteum Salzburg (Hg.)

Mozarteum

Das erste Haus für Mozart

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Strube, München 2015
erschienen in: üben & musizieren 2/2016 , Seite 50

Was wäre Salzburg ohne sein Mozarteum? Seit mehr als 100 Jahren wird im Haus an der Schwarzstraße der Musik gehuldigt, mit Konzerten und Veranstaltungen unter der Schirmherrschaft der Internationalen Stiftung Mozarteum. Diese hat nun einen reich bebilderten Band zur Geschichte des Gebäudes herausgegeben. Denn der Bau verlief nicht konfliktfrei und war geprägt von finanziellen Engpässen und Streitigkeiten.
Das begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Mozarteums-Bau-Verein gegründet wurde. Man wollte ein Haus errichten, das „den Namen ,Mozarteum‘ führen und die zur würdigen Pflege des Mozart-Cultus nothwendigen Lokalitäten für Musik-Aufführungen jeder Art […] enthalten soll“. Der Dom-Musik-Verein allerdings wollte die Bau­agenden nicht an den Mozar­teums-Bau-Verein abtreten und rief ein eigenes „Mozarteums-Bau-Comité“ ins Leben – zwei Jahre dauerte es, bis die Angelegenheit geklärt werden konnte. Finanziert wurde der Bau (der schließlich dreimal so teuer wurde wie veranschlagt) über Spendengelder – Kaiser Franz Joseph steuerte 20000 Kronen bei – sowie über Veranstaltungen wie Lotterien oder eine Tombola.
Eine Jury wählte aus 64 Entwürfen jenen des Münchner Architekten Richard Bendl aus und am 6. August 1912 kam es endlich zur Grundsteinlegung – bei der der Salzburger Erzbischof auf einen peinlichen Fehler aufmerksam machte: Eine Note des in den Stein gravierten musika­lischen Zitats war falsch, und noch heute kann man die Korrektur deutlich erkennen.
All dies erzählen die AutorInnen des Bandes ebenso kundig wie unterhaltsam. Während sich die Leiterin des Mozart-Archivs Gab­riele Ramsauer und die Kunsthis­torikerin Sabine Greger-Amans­hauser mit der Baugeschichte befassen, nimmt der Musikwissenschaftler Christoph Großpietsch die künstlerische Ausstattung des Mozarteums unter die Lupe, der Mozarteum-Geschäftsführer Matthias Schulz (der 2018 die Intendanz der Berliner Staatsoper übernehmen wird) erzählt von den einzelnen Räumen des Hauses und der Präsident der Stiftung Mozar­teum, Johannes Honsig-Erlenburg, befasst sich mit Zukunftsvisionen und träumt von einem „Centre Pompidou der Musik“. So entsteht ein vielschichtiges Bild des altehrwürdigen Gebäudes, das im Frühsommer 1914 fertiggestellt wurde. Die Eröffnungsfeier musste wegen des Attentats von Sarajevo abgesagt werden, ganz unspektakulär weihte der Salzburger Erzbischof das Mozarteum im September des Jahres ein.
Seither geben sich hier musika­lische Größen die Klinke in die Hand. Nikolaus Harnoncourt, Robert Levin, Daniel Barenboim oder Alfred Brendel waren bzw. sind dem Haus eng verbunden und erinnern sich in kurzen Passagen an ihre Erlebnisse im Mozarteum. Brendel etwa erzählt, wie er als Siebzehnjähriger beim ersten Salzburg-Besuch ehrfürchtig die Tür zum Mozar­teum öffnete, um hineinzu­schau­­en. „Ich stelle mir vor“, schreibt er, „dass in diesem Haus Mozarts Herz schlägt, und hoffe, es wird noch lange schlagen.“
Irene Binal