Die Zauberflöte

Die in der Tradition des Wiener Singspiels stehende Zauberflöte von Mozart ist noch immer die meistgespielte Oper. Vordergründig eine Zauber- oder Märchenoper ist sie von jeher auch bei sehr jungen Opernbesuchern beliebt, obwohl ihre Länge mit etwa drei Stunden Kindern schon ziemlich viel Sitzfleisch abverlangt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Verlage die Geschichte des Stücks immer wieder adaptieren, um sie jungem Publikum in Bilderbuchform zugänglich zu machen.
Für die vorliegende Ausgabe hat die arsEdition den renommierten Maler Ludvik Glazer-Naudé gewinnen können, dessen Arbeiten (u. a. Titelbild-Illustrationen für den Spiegel) mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Seine historisch imitativen Malereien, auf denen man nicht nur Zitate von Gemälden mit Mozart als Kind oder die originale Bekanntmachung der Erstaufführung entdeckt, sondern leider auch die aus dem Film Scream bekannten Masken, werden von Ingrid Leser-Matthesius mit einer Erzählung ergänzt, die raffiniert die umfangreiche Handlung in einen kindgerechten Rahmen übersetzt.
Hierfür hat Leser-Matthesius das junge Mädchen Sofie, genannt Soferl, erfunden, das im Wien des 18. Jahrhunderts zufällig in die Vorbereitungen zur Uraufführung der Oper hineingerät. Auf diese Weise wird es den Lesern leicht gemacht, nicht nur die Handlung der Zauberflöte kennenzulernen, sondern auch einen kleinen Einblick zu bekommen in das Leben von Kindern zu Mozarts Lebzeiten sowie die Probenarbeit in einem Theater. Leser-Matthesius schafft es gekonnt, Kindern den Schrecken vor etwas düsteren Momenten der Handlung zu nehmen, indem sie beispielsweise die Schlange, bei deren Anblick Tamino vor Angst in Ohnmacht fällt, bereits im Vorfeld der Aufführung von Soferl entdecken und als Kulisse enttarnen lässt.
Die Malereien halten sich an die in vielen Opernaufführungen wiederkehrenden Elemente: die Königin der Nacht im dunkelblauen, mit funkelnden Steinen besetzten Kleid auf einer Mondsichel oder der ägyptisch angehauchte Tempel Sarastros. Zudem punkten die Bilder mit Lebendigkeit, Farbreichtum und kleinen Details, die die Darstellungen auch noch auf den zweiten Blick interessant machen und zu Fragen anregen.
Der Stoff der Oper ist in einfacher Wortwahl leicht verständlich geschrieben und wie ein Sockel unter die wunderschönen Malereien Glazer-Naudés gesetzt. Für musikpädagogische Arbeit ist dieses Buch daher absolut empfehlenswert, da Leser-Matthesius es schafft, zu den vielen in der Oper vorkommenden Charakteren noch das Mädchen Sofie, Mozart selbst sowie den Librettisten Emmanuel Schikaneder auftreten zu lassen, ohne damit ein Chaos anzurichten. Ergänzt wird dieses Musikbilderbuch von einer CD mit Ausschnitten aus den Höhepunkten der Oper, auf deren Trackzahl im Text hingewiesen wird.
Kristin Thielemann