Bockschweiger, Manfred

Haydn Es-Dur

Eine Übeanleitung und Kadenz für das Trompeten-Konzert in Es-Dur von Joseph Haydn

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Uetz, Halberstadt 2015
erschienen in: üben & musizieren 3/2016 , Seite 56

Joseph Haydns 1796 entstandenes Trompetenkonzert Es-Dur ist ein Meilenstein in der Geschichte der Trompete: Durch den Anbau von Klappen war es möglich, in allen Lagen chromatisch sowie im Gegensatz zur Tromba da tirarsi auch schnell und sauber zu musizieren. Daher unterscheidet sich Joseph Haydns einziges Concerto per il Clarino nicht nur maßgeblich von allen bis zu diesem Zeitpunkt geschriebenen Stücken für die Trompete, es weist sogar an vielen Stellen ausdrücklich und teils musikalisch augenzwinkernd auf die Neuerungen, Vorzüge und Möglichkeiten dieser instrumentalen Neuentwicklung hin. Als Probespielstück ist es längst ein Klassiker, aber auch der eine oder andere Laie wagt sich hin und wieder an dieses große Werk.
Manfred Bockschweiger, Solotrompeter im Staatstheater Darmstadt, legt nun seine ganz persönliche Übeanleitung nebst einer kurzen Kadenz vor. Wer hier eine musikgeschichtliche Abhandlung oder Hintergrund­informationen sucht, wird enttäuscht werden, denn das mit nur sechs Seiten recht kompakte Heft bietet ausschließlich Praxistipps. Der Autor spart sich ebenfalls generelle Informationen zu Instrumentenwahl und Tempo, sondern steigt gleich mit zweckmäßigen und eingängig gehaltenen Übungen zu einzelnen Stellen ein. In erster Linie geht es hierbei um Treffsicherheit, Phrasierung, intonationsgefährdete Töne und eine saubere Ausführung des Rhythmus. Diese großen Knackpunkte des Standardwerks sollten sich beim gründ­lichen Ausführen der Ratschläge deutlich verbessern.
Das Layout wirkt bedauerlicherweise wie im Entwurf-Stadium stecken geblieben und hätte im Lektorat sicher noch die eine oder andere Feinwäsche vertragen, denn zumindest Seitenzahlen, eine optisch klare Strukturierung des Textes sowie Notenbeispiele auch für den zweiten und dritten Satz hätten die Benutzerfreundlichkeit deutlich erhöht. Auch ein Abdruck der Solostimme hätte den Umfang des Hefts keinesfalls gesprengt und wäre, wie auch Klangbeispiele  oder Videos, für eine Übeanleitung sicher angemessen.
Die nur 15-taktige Kadenz beginnt mit einem Zitat aus der Exposition des ersten Satzes, welche zunächst in Moll variiert wird, bevor sie sich in Quartsprüngen auf das klingende c”’ hinaufwagt. Im Signalcharakter geht es rasch wieder zwei Oktaven abwärts, bevor Bockschweiger für einen kurzen Moment die Idee der Chromatik aufnimmt und sich in einigen Sechzehntelketten zum fulminanten Höhepunkt brilliert. Eine praktikable Lösung für alle, die eine klassisch orientierte, kurze Kadenz suchen.
Manfred Bockschweiger hat eine lesenswerte Übeanleitung verfasst, in welcher er, wie auch in der Kadenz, stets ohne Umschweife auf den Punkt kommt. Das Heft ist zwar kein Allheilmittel gegen ein stilistisch derangiertes Haydn-Trompetenkonzert, aber ein guter Leitfaden für eine erste Beschäftigung mit diesem grandiosen Werk.
Kristin Thielemann