Gade, Niels Wilhelm

Ausgewählte Klavierwerke

Hg. von Philipp Marguerre

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , Seite 55

Kurze romantische Klavierstücke von überschaubarer Schwierigkeit sind im Unterricht und bei Hobbypianisten besonders beliebt. Daher ist es zu begrüßen, dass die Reihe „Schott Piano Collection“ um eine attraktive Auswahl leichter bis mittelschwerer Stücke von Niels Wilhelm Gade erweitert wurde.
Wer den entsprechenden Auswahlband des Henle-Verlags in seinem Notenschrank stehen hat, wird sich zunächst für Übereinstimmungen und Unterschiede bei der Stückauswahl interessieren: In beiden Heften finden sich die Frühlingsblumen op. 2b und die Neuen Aquarelle op. 57. Dazu kommen in der Auswahl von Schott die Phantasiestücke op. 41, der Zyklus Der Kinder Christabend op. 36, die 3 Albumblätter WoO 108 sowie „Am Bache“ aus den Idyllen op. 43.
Eingerahmt wird die Sammlung durch verschiedene Stücke, die das Namensmotiv G-A-D-E verwenden. Als Erster kam Gade selbst auf diese Idee im Intermezzo op. 2a/2, das den Band eröffnet. Das G-A-D-E-Motiv wird in dieser nur 18 Takte umfassenden, ausdrucksvollen Miniatur mit dem Motiv B-A-C-H kombiniert. Den Schluss des Bandes bilden drei Hommagen anderer Komponisten an Gade. Zwei davon, nämlich Rätsel von Adolf Jensen und das „Nordische Lied“ aus Robert Schumanns Album für die Jugend, beruhen ebenfalls auf der Tonfolge G-A-D-E, während Edvard Griegs Hommage aus den Lyrischen Stücken op. 57 ohne eine solche Anspielung auskommt und Gades liedhafte Melodik sowie seinen hellen, durchhörbaren Klaviersatz imitiert.
Das Notenbild ist, wie immer bei Schott, klar und übersichtlich, und es wurde auf günstige Wendestellen geachtet. Die Notentexte scheinen mir zuverlässig zu sein. Anders als in den übrigen Bänden der „Schott Piano Collection“ gibt es in diesem Band leider keine Fingersätze.
Insgesamt wurde für die Ausgabe zu wenig editorische Sorgfalt aufgewendet. Bei Griegs Komposition fehlt die Tempoangabe „Allegro grazioso“ und beim „Nordischen Lied“ von Schumann der Hinweis „Im Volkston“. Das dreisprachige Inhaltsverzeichnis (deutsch, englisch, französisch) enthält zahlreiche Fehler bei den französischen Übersetzungen. Das Vorwort des Herausgebers Philipp Marguerre ist sprachlich unbeholfen, wenig informativ und stellt teilweise fragwürdige Behauptungen auf wie beispielsweise die, dass Gades Werke kaum noch bekannt seien. Bei einer etablierten und im Allgemeinen qualitätvollen Reihe eines großen Verlags kann man höhere Standards erwarten.
Sigrid Naumann