Scarlatti, Domenico

8 Sonatas für Gitarre

bearb. von Eliot Fisk

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2014
erschienen in: üben & musizieren 4/2015 , Seite 59

Eine neue Ausgabe mit Sonaten von Domenico Scarlatti, übertragen auf die Gitarre durch den amerikanischen Gitarristen Eliot Fisk, erweitert die Reihe bedeutsamer Veröffentlichungen des Schott-Verlags. Fisk, Jahrgang 1954, zählt zu jener Generation, die noch in unmittelbarem Austausch mit Segovia gestanden hat. Berühmt haben ihn die Einspielungen der 24 Capricen von Paganini gemacht.
Gewiss: Scarlattis Cembalo-Sonaten für die Gitarre zu erschließen, kann heute nicht mehr, wie noch vor Jahrzehnten, auf den Reiz des Neuen setzen. Dass seine Musik das Gitarrenrepertoire substanziell bereichert hat, die Sonaten vorzüglich mit der Idiomatik des Instruments korrelieren, macht Fisks Unternehmung allemal lohnend. Der virtuose Charakter von Scarlattis Stil, die moderne pianistische Schreibweise lassen ihn mit leichter Hand kompositorisches Regelwerk und Konventionen der Zeit vergessen. Sie stellen aber die Übertragung auf die Gitarre vor grundsätzliche Probleme.
Wie groß sie sind, lassen Lösungsansätze ermessen, welche die Sonaten mittels Playback auf mehrern Kanälen einspielen. Oder man greift gleich zu meh­reren Instrumenten und fertigt dankbare Übertragungen für zwei und mehr Gitarren. Die Königsdisziplin ist und bleibt jedoch die Transkription für das Solo­instrument.
Die drucktechnische Fertigung der Ausgabe ist vorbildlich. Die Fingersatzangaben sind bei dieser Edition so wichtig wie der Notentext selbst. Sie zeugen vom Bestreben des Bearbeiters, den musikalischen Gedanken Scarlattis und den Belangen des Instruments Gitarre gleichermaßen Rechnung tragen zu wollen.
Eine Konzession an den Umfang des Originalinstruments (4 Oktaven) macht Fisk, wenn er die nur über drei Oktaven reichende Gitarre auf einer Saite umstimmt. Die 6. Saite wird in allen Transkriptionen einen Ganzton tiefer auf D gestimmt. Dies gilt übrigens auch für die Sonaten K. 432 und K. 178, auch wenn dort die entsprechenden Hinweise beim Druck (oder auch Manuskript) versäumt worden sind.
Die Wahl der Tonarten fällt entsprechend rigide aus. Das Tonartenspektrum bietet nur ein oder zwei Kreuze. Die Sonaten gründen entweder, der tiefsten Saite gemäß, auf D (dreimal Dur, einmal Moll) oder in angrenzenden Tonarten (dreimal G-Dur, einmal e-Moll). Dieses enge Spektrum schließt im Grunde eine Aufführung aller acht Sonaten im Rahmen eines Konzerts aus.
Das Umstimmen hat aber auch Vorteile: Es ermöglicht die Verwendung von Oktavverdopplungen, die für Scarlattis Tonsatz charakteristisch sind. Freilich, auch Fisk kann auf der Gitarre nicht zaubern. Doch seine Bearbeitungen zeugen von großer Erfahrung im Umgang mit dem ganz eigenen Stil des italienischen Barockkünstlers. Sie verlangen dem Spieler spieltechnisch viel ab, trotz aller Auslassungen und Vereinfachungen in den Stimmverläufen, trotz aller Ausdünnungen der Satzstruktur. Belohnt wird man mit einer vielfarbigen Klangkultur.
Anton Förster