Arens, Barbara

One Hand Piano

40 Stücke für links oder rechts

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2013
erschienen in: üben & musizieren 3/2014 , Seite 55

Eigentlich erstaunlich, wie wenig einhändige Klavierliteratur es gibt. In erster Linie denkt man bei diesem Stichwort an die hochvirtuosen Stücke, die als Auftragswerke für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein entstanden sind, sowie an Johannes Brahms’ Bearbeitung der Chaconne d-Moll von Johann Sebastian Bach.
Im Bereich der Unter- und Mittelstufe indessen kann man die Zahl der verfügbaren Titel an weniger als den Fingern einer Hand abzählen. Und dies, obwohl die möglichen Anlässe für den Einsatz solcher Stücke durchaus vielfältig sind. Sie reichen von der Vermeidung von Zwangspausen bei Hand- und Armverletzungen über den Wunsch von SpielerInnen mit dauerhaften körperlichen Einschränkungen nach für sie spielbarer Literatur bis hin zur Möglichkeit, gezielt eine Hand zu trainieren. Nicht zuletzt liegt in der Beschränkung ein eigener Reiz, der das einhändige Spielen einer vollständigen Komposition zum großen Vergnügen machen kann.
Für alle diese Fälle bieten die 40 Stücke der Sammlung One Hand Piano von Barbara Arens eine wichtige Bereicherung des Repertoires. Das Heft enthält sowohl Eigenkompositionen als auch Bearbeitungen aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen von der Renaissance bis zu den Comedian Harmonists. Bei jedem Stück ist vermerkt, ob es für beide Hände, nur für rechts oder nur für links gedacht ist.
In ungefähr progressiver Anordnung reicht der Schwierigkeitsgrad vom einstimmigen, sehr leichten „Rock’n’Jump“ bis zur Variationenreihe über das Renaissancestück „Le Forze d’Hercole“, die der rechten Hand die sichere Beherrschung des gesamten Tonumfangs von der Kontra- bis zur viergestrichenen Oktave abverlangt.
Es gelingt der Autorin durchweg, musikalische Qualität mit einer klaren und motivierenden pianistischen Aufgabenstellung zu verbinden. Sehr schön lässt sich in Stücken wie „Scarborough Fair“ oder „Sehr trauriges Lied für die linke Hand“ die klangliche Differenzierung von Melodie und Begleitung üben. Ein neues, souveränes Spielgefühl entsteht, wenn man eine Hand über viele Oktaven bewegen darf wie in „Gälisches Lied“ oder „Harte Zeiten“. Gelegentlich kommen zum Spiel auf den Tasten perkussive Elemente dazu. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, etwa in der Cowboy-Fassung von „Alle meine Entchen“ oder im „Tollpatsch-Cha-Cha-Cha“.
Auf www.breitkopf.de findet man Aufnahmen der Stücke im mp3-Format zum kostenlosen Down­load.
Sigrid Naumann