Herfurtner, Rudolf / Anette Bley

Das Rheingold

Die Oper von Richard Wagner, mit Begleit-CD mit allen musikalischen Höhepunkten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Annette Betz, Berlin 2013
erschienen in: üben & musizieren 6/2013 , Seite 54

Seit 1991 erscheinen im Annette Betz Verlag musikalische Bilderbücher, die sich vorwiegend an Kinder ab fünf Jahren richten. Die Reihe ist nicht ausschließlich auf das Nacherzählen von Opern spezialisiert, sondern bietet auch liebevoll gemachte Erzählungen von Balletten, Programmmusik und sinfonischen Dichtungen sowie Biografien bekannter Kompo­nisten.
2011 wurde das erste Musikbilderbuch mit einer Wagner-Oper in dieser Reihe publiziert: Die Geschichte Der Fliegende Holländer war etwas umständlich in Wagners Flucht aus Litauen verwoben und gerade für jüngere Kinder verwirrend geschrieben. 2012 folgte die Wagner-Biografie für Kinder und im diesjährigen Jubiläumsjahr zu Wagners 200. Geburtstag unternimmt der Annette Betz Verlag den nächsten Anlauf mit einer Wagner-Oper: In Das Rheingold, welches sich von der Thematik mit Gold, Schwert, Raub, Tarnhelm, den Nibelungen, Göttern und vielen Fabelwesen viel besser für ein Kinderbuch eignet als Der fliegende Holländer, bei dem man nur schwerlich Kindern die Dramatik der verworrenen Liebesgeschichte zwischen Senta, dem Holländer und Erik in ihren gesamten Facetten verdeutlichen kann, beschränkt sich der Autor Rudolf Herfurtner auf das Erzählen des von Wagner für seine Oper adaptierten Mythos und bleibt nach einer kurzen Einführung nah am Ori­ginaltext. Altertümliche Wörter und Bezeichnungen ersetzt er geschickt durch heute Gebräuchliches und beschreibt in verständlichem Sprachstil selbst schwierige Passagen der Handlung.
Verglichen allerdings mit dem 2003 erschienenen Kinderbuch Die Geschichte vom Ring des Nibelungen von Sonny Kunst (Edition Hieber, Allegra Musikverlag Frankfurt am Main) wirkt der Text im hier vorliegenden Buch mager und stark zusammengestrichen; auf Wagners spritzige Alliterationen, die Kinderohren durchaus ansprechen könnten, verzichtet Herfurtner komplett.
Im Text finden sich Tracksymbole, die auf Musikbeispiele der beigefügten CD hinweisen. Leider ist bei dieser Aufnahme der Text des Buchs nicht enthalten und so wird es wohl bei der Hoffnung bleiben, dass ein Kind sich freiwillig und ohne Hilfe Erwachsener die circa 76 Minuten Highlights des Rheingolds anhört. Wie schade, war doch noch bei der Ausgabe der Zauberflöte ­eine raffiniert gemachte Zusammenstellung aus Buchtext und Musikbeispielen enthalten.
Die Illustratorin Anette Bley findet für diesen mystischen Stoff witzige, ausdrucksstarke, aber nicht lächerlich wirkende Figuren, die mit fröhlichen Farben und ihrer Dynamik innerhalb der Bilder auch den ängstlichen Kindern gefallen werden: Ein fantasievoll gemachtes Nibelheim erinnert entfernt an eine Mischung des 90er-Jahre-Computerspiel-Klassikers Lemmings und der Unterwelt der Orks aus dem Film Der Herr der Ringe. Die Tarnhelm­szene zwischen Alberich und Mime ist in ihrer Lebendigkeit sogar fast comicartig gehalten.
Am Ende bleibt der Eindruck: eine sauber gemachte Arbeit, aber leider kein Meisterwerk!
Kristin Thielemann