Zelch, Wilhelm

Musikkunde auf neuen Wegen

Die E-Learning-Plattform „ephonion“ bietet eine Chance, Musiktheorie im Instrumentalunterricht zu verankern

Rubrik: Aufsatz
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 22

Musiktheorie findet – zumindest in Deutschland – im Instrumental­unterricht meist nicht den ihr gebührenden Platz. Von verschiedenen Seiten wird gefordert, dass Musik­theorie einen höheren Stellenwert erhält. In Österreich werden diese Forderungen bereits erfolgreich umgesetzt.

Seit 2008 gibt es einen von der KOMU1 erstellten gesamtösterreichischen Lehrplan für alle Fächer in Musikschulen, der auch das Fach Musikkunde enthält sowie verpflichtende Theorieprüfungen nach einer gewissen Lernzeit vorsieht, die auch von Verbänden
(z. B. dem Blasmusikverband) als Ablegung eines Leistungsabzeichens angerechnet werden. Auf den ersten Blick hat dies nichts mit dem Schwerpunktthema Internet zu tun. Bringt man jedoch in die Diskussion das Thema E-Learning ein, werden die Verbindungen greifbar. Im Bildungsbereich zählt E-Learning mittlerweile zum modernen Standard für die Wissensvermittlung. Die Vorteile für den Nutzer reichen dabei von Zeitersparnis und Erleichterung der Lernorganisation bis hin zur Ermöglichung der interaktiven Gestaltung von Lerninhalten.
„Warum nicht diese Möglichkeiten auch für den Musikunterricht nutzen?“, dachte ich mir und entwickelte 2010 die E-Learning-Plattform www.ephonion.at. Die Inhalte sind genau nach dem Rahmenlehrplan der KOMU für Musikkunde gestaltet,2 in dem auch viele Visionen und Hinweise für den Einsatz und die Förderung neuer Medien, differenzierte Lernformen, Teamarbeit innerhalb der Lehrerschaft, Vernetzung zwischen Theorie und Hauptfach sowie weitere Inhalte im Musikkundeunterricht (Solfeggio, Rhythmus, Singen, Bodypercussion) angeführt sind. ephonion bietet neben dem allgemeinen Theoriewissen in Musikkunde auch Übungen zu Rhythmus und Gehör. Es war mir wichtig, die E-Learning-Umgebung benutzerfreundlich zu gestalten und viele lernpsychologische Aspekte zu berücksichtigen. Dazu gehören die Farbgestaltung (auch für Legastheniker geeignet), eine möglichst motivierende Lernumgebung, einfache Bedienung, sofortiges Feedback beim Üben und ein umfangreicher Übungsbereich, in dem sich die SchülerInnen je nach Wissensdefiziten selbst Übungen zusammenstellen können.
Die Plattform bietet Interaktion durch viele Übungen und ermöglicht es, den Lernfortschritt mit weiteren Personen (Eltern, FreundInnen, MitschülerInnen, idealerweise mit der Instrumentallehrkraft) zu teilen. Ein Verwaltungssystem für Schulen,3 die Möglichkeit der Einsichtnahme der Lehrperson in die Lern- und Übungsstatistiken ihrer SchülerInnen und viele weitere Details runden das Angebot ab. Es gibt drei verschiedene Benutzerrollen: Schüler, Lehrer und Administratoren.4 Um einen ersten Eindruck von epho­nion zu bekommen, sind nach einer kostenlosen Registrierung als Schüler die ersten fünf Lektionen gratis zugänglich. Um die Plattform-Funktionalitäten für Lehrkräfte und Administratoren kennen zu lernen, kann man Demozugänge per E-Mail anfordern.

1 Expertenkonferenz von zehn österreichischen Musikschulwerken unter Mitarbeit von über 2500 Lehrkräften: www.komu.at
2 Derzeit ist die Plattform ephonion das einzige Lehr­medium, das sämtliche Kursinhalte dieses Lehrplans ­erfüllt.
3 Schulen verwalten sich nach einer einmaligen kostenlosen Registrierung und Freischaltung selbst.
4 Die Rollen Lehrer und Administrator stehen nur für registrierte Organisationen zur Verfügung.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2013.