Moßburger, Marija

Gute Bewegung wie von selbst?

Der 35. Europäische EPTA-Kongress in Düsseldorf widmete sich dem Thema „Klavierspiel und ­Bewegung“

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 36

Mit zahlenkräftiger Präsenz von ReferentInnen unter anderem aus den USA, Kanada, Argentinien und Armenien wurde der Düsseldorfer EPTA-Kongress zu einem „bewegenden“ Erlebnis. Francesco Possenti eröffnete seinen Vortrag mit der vergnüglichen Filmszene, in der Chico und Harpo Marx sich ein Klavier teilen. Dann untersuchte er Bewegung aus verschiedenen Blickwinkeln: als Rhythmus, als Gestik, als pianistische Koordination, als Imagination. Weiterhin sprach er über die italienischen Ausdrucks- und Tempobezeichnungen: Grave und Largo beispielsweise werden oft als Synonyme für ein langsames Tempo verstanden. Aber Grave ist verknüpft mit Schwere (Beethoven, Pathétique), Largo hingegen mit Weite des Raums (Beethoven, c-Moll-Klavierkonzert, 2. Satz). Sforzato ist nicht nur ein Akzent: „Wie ein Innehalten, wie eine Stauung greift es in die Bewegung der Musik ein.“ Er führte vor, wie Sforzato ins Gehen eingreift: als Stopp, als Aufstauen von Energie, die danach verstärkt weiterfließt.
Katarina Nummi-Kuisma warnte vor exzessiver Kontrolle, die ihrer Erfahrung nach häufig in fokaler Dystonie endet. Sie plädiert für einen „holistischen Zugang“, was für sie heißt: Denken in Bewegungen und in artikulatorischen Einheiten wie Jamben und Trochäen. Das Wissen ihrer SchülerInnen lockt sie mit speziellen Fragen heraus: „Was wäre der nächste Schritt, um dein Ziel zu erreichen?“ Oder, radikaler: „Stell’ dir vor, du musst mir am Telefon erzählen, wie das eben funktioniert hat.“ An die SchülerInnen ergeht die Aufforderung, alles zu verbalisieren, ohne jeden Rückgriff auf Zeigen und Vormachen. Und auch eine sehr grundsätzliche Frage beschäftigte sie: „Gibt es in meinem Ideal vom Klavierspiel Raum für meine Schülerin?“

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