Schönbeck, Johanna

Die Blockflöte mit Freude neu entdecken

Ein Weiterbildungslehrgang für Blockflötenlehrkräfte möchte neue Perspektiven für Unterricht und ­Spielpraxis vermitteln

Rubrik: Bericht
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 38

Die Blockflöte ist etwas Besonderes. Erst vor knapp 100 Jahren wurde sie ihrem „Dornröschenschlaf“ entrissen, in dem sie seit dem Spätbarock lag, und schnell als Kinder- und Volksinstrument vermarktet. Parallel bemühten sich zunächst Einzelne um einen ernsthaften künstlerischen Umgang mit dem historischen Instrument. Seit den 1960er Jahren etablierte sich das künstlerische Blockflötenspiel Stück für Stück, während die flächen­deckende Verbreitung des „Anfangsinstruments“ Blockflöte langsam zurückging. Nach den Statistiken des Verbands deutscher Musikschulen war die Blockflöte bis in die frühen 1980er Jahre das am häufigsten unterrichtete Instrument an Musikschulen. Erst seit Mitte der 1990er Jahre sind die absoluten Schülerzahlen rückläufig.
Aus dieser relativ kurzen neueren Historie ergibt sich, was „Blockflöte heute“ bedeutet: Auf der einen Seite gibt es selbstverständlich hochqualifizierte BlockflötistInnen sowie an Musikhochschulen Blockflöten-Studiengänge, in denen das beeindruckende Niveau immer noch weiter ansteigt. Die SpielerInnen dieses Instruments haben sich ihren Raum in den Nischen der Alten und Neuen Musik, aber auch beispielsweise im Jazz erobert. Auf der anderen Seite gibt es immer noch Musikschulen, an denen die Blockflöte als gewinnbringendes Masseninstrument ausschließlich in Gruppen unterrichtet wird. Auch als leicht zu erlernendes Anfangsinstrument wird die Blockflöte teilweise (wieder) propagiert, um junge SchülerInnen zu gewinnen.
In Zeiten von Ganztagsunterricht und hohem Leistungsdruck an Kinder und Jugendliche wird es für Musikschulen schwerer, Schülerinnen langfristig zu binden – und für Instrumentallehrkräfte, sie zu motivieren. Kooperationen mit anderen Institutionen und neue, offene Unterrichtsmodelle sind notwendig. Auch dem Gruppenunterricht kann hier eine neue Bedeutung zukommen, wenn er sinnvoll gestaltet wird. Der Blockflötenunterricht hat hierbei sicherlich einen Vorsprung in seinen musikpädagogischen Konzepten. Die überschaubare Menge an Originalliteratur für die Blockflöte und die fehlende durchgehende Tradition erleichtern es, offen für Neues zu sein und den Wünschen der SchülerInnen nach aktuellen Spielstücken entgegenzukommen. Dennoch ist es eine Herausforderung, einer an Schnelllebigkeit und ständigen Mediengebrauch gewöhnten Schülergeneration gerecht zu werden. Die Anforderungen an InstrumentalpädagogInnen steigen im organisatorischen und inhaltlichen Bereich ständig.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2013.