Herlyn, Heinrich

Max und Moritz

Eine kleine Revue in sieben Streichen, mit CD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2013
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 55

Max und Moritz einmal wieder zum Thema einer musikalischen Gestaltung zu machen, ist eine lobenswerte Idee. Es handelt sich schließlich um einen “Klassiker” der deutschen Literatur, bei dem sich aber nach wie vor die Frage stellt, ob der Stoff für Kinder oder eher erwachsene Leser aufbereitet ist. Heinrich Herlyn diskutiert diese Frage in seinem Vorwort und regt eine durchaus kritische Lektüre an.
Im Notenteil des Hefts wird dann allerdings doch recht eindimensional mit dem melodischen ­Material umgegangen, das sich nicht selten aus Klischees einer eher schlichten Schlagermanier speist. Man könnte vermuten, dass hier zum Teil bewusste Anlehnungen an bekanntes Liedmaterial erfolgten, also auch das Parodieprinzip genutzt wurde – ausgewiesen wird es aber nicht durch Bemerkungen wie “nach der Melodie von” o. Ä. Vielleicht hat der Autor aber auch aus der pädagogischen Überlegung gehandelt, die Melodien durch diese Anlehnungen schnell erlernbar zu machen. Das wäre angesichts der probentechnischen Möglichkeiten an einer Grundschule ja legitim. Die durch­gängig verfolgte Struktur des Strophenliedes lässt allerdings gerade deshalb eine gewisse Ein­tönigkeit aufkommen, die auch Kindern auffallen dürfte. Die dramaturgisch musikalisch in besonderer Weise gestaltbaren Momente des Textes werden so leider nicht genutzt und insgesamt doch den Kindern zu wenig herausforderndes Material geboten. Das betrifft auch die CD, die recht wenig klangliche Fantasie bereithält.
Über den Ambitus der Stücke sei in Bezug auf die Kinderstimme noch angemerkt, dass hier häufig eine zu tiefe Tonlage gewählt wurde, die der stimmlichen Entfaltung eher entgegengesetzt ist, als diese zu fördern. Ein kreativer Umgang mit den Melodien wäre daher anzuraten. Vielleicht hat das der Autor ja auch im Sinn gehabt, ohne es ausdrücklich zu empfehlen.
Thomas Holland-Moritz