Erhart-Schwertmann, Ursula

Erste Geigentrios

Leichte Bearbeitungen für 3 Violinen, Band 1, Partitur und Stimmen

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Doblinger, Wien 2012
erschienen in: üben & musizieren 4/2013 , Seite 61

Das bereits recht umfangreiche Angebot an erster Musizierliteratur in der Besetzung für zwei bis vier Violinen erweitert seit Kurzem diese kleine Sammlung der österreichischen Cellistin und Streicherpädagogin Ursula Erhart-Schwertmann. Mit einer Partitur und drei Spielstimmen in klarem, leicht lesbarem Großdruck präsentiert die Autorin Bearbeitungen kleiner Stücke vornehmlich barocker und klassischer Provenienz. Laut Vorwort ist es das Anliegen der Herausgeberin, Kammermusik früh in den Unterricht einzubeziehen.
Mit dieser Sammlung fügt die Bearbeiterin der bereits vorhandenen schier unüberschaubaren Sammlung von Duetten und Trios barocker und früh-klassischer Kompositionen für die eng klingende Besetzung mit drei, meist ad libitum zu besetzenden Diskantinstrumenten eine weitere Auswahl hinzu. Der Anspruch, frühzeitig an Kammermusik heranzuführen, wird jedoch meiner Ansicht nach eher erfüllt durch das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten, die den eng gesetzten violinistischen Gleichklang, wie er häufig in Anfängerklassen der Musikschulen präsentiert wird, durch andere Inst­rumente und andere Lagen erweitern.
Es mag ein Anliegen sein, Kindern in unterschiedlichem Lernstadium zu ermöglichen, mit­einander zu musizieren. Aber dann ist es auch unbedingte Notwendigkeit, die Stärken der Instrumente durch geeignete Tonartwahl und wirkungsvolle, instrumentengerechte Stimmführung zu unterstützen. 13 der 18 kleinen Stückchen stehen jedoch in einer der eher ungeigerischen Tonarten der linken Hälfte des Quintenzirkels. Die Anfängerstimmen können hier häufig die leeren Saiten nur als Terz nutzen, und der Fortschritt der ersten Geiger besteht zuweilen darin, sich zwischen zweiter Lage oder häufigem Lagenwechsel mitten in Spielphrasen zu entscheiden, wie beispielsweise im Volkslied von Tschaikowsky oder bereits im ersten Stück der Sammlung von Leopold Mozart. Ein junger Geiger, der in der Lage ist, die Oktaven in der ersten Beethoven-Ecossaise sauber legato zu spielen, darf bereits nicht mehr mit Es-Dur „fremdeln“ und erfüllt schon fast die Anforderungen des Einstiegssolos des Beethoven-Konzerts, will er nicht Bindungen über zwei Saiten hinweg spielen. Die Unterstimmen erfüllen im Vergleich dazu sehr bescheidene Ansprüche.
Die Tonartauswahl führt bei zahlreichen Stücken immer wieder zu Saiten- und Lagenwechseln, die gerade bei Spielern der angesprochenen Zielgruppe zu Störungen der musikalischen Linie führen. Dies erhöht weder die Gefälligkeit und die Spielfreude noch erfüllt es die musikalischen Ansprüche von Spielern, die derlei Klippen schon mühelos meistern können. Sicher entsprechen diese Gratwanderungen nicht den Intentionen der jeweiligen Komponisten, wie es das Motto der Bearbeiterin im rückseitigen Covertext fordert. Alles in allem erscheinen diese gut gemeinten Bearbeitungen eher verzichtbar.
Uwe Gäb