Fleser, Jim

Das Akkord-Rad

Das ultimative Werkzeug für jeden Musiker

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Hal Leonard, Milwaukee 2012
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 59

Akkordprogressionen analysieren, eigene Musik komponieren, Musiktheorie anwenden, Dreiklänge und Septakkorde in verschiedenen Tonarten lernen, und das alles ohne Noten – wer wollte das nicht?
Das Wundermittel, das all die-ses – in Minuten, verspricht das Heft – ermöglichen soll, entpuppt sich als eine stabile, farbig bedruckte Pappscheibe im DIN-A4-Format, auf die in der Anordnung des Quintenzirkels für jeden der zwölf Töne in identischer Anordnung die sieben leitereigenen Dreiklänge aufgedruckt sind. Eine kreisförmige Scheibe aus durchsichtiger Folie legt einen Rahmen um das jeweilige diatonische Akkordmaterial, auf das die Scheibe gedreht wird.
Das 12-seitige Begleitheft wendet sich an PopmusikerInnen und Hobby-SongwriterInnen, die mit diatonischen Akkordprogressionen und gelegentlichen Trans­positionen auskommen und sich ohne Notenkenntnisse Kompositionen auf dem Instrument zusammensuchen; es wird allerdings nicht erwähnt, an welche Instrumente dabei gedacht ist. Es gibt keine Tabulaturen oder Keyboard-Griffbilder, und letztlich wird nicht verraten, woran der Musiker merken soll, ob seine Finger gerade einen Am7-Akkord gefunden haben.
Werbung gehört zum Handwerk: Die Rückseite bezeichnet das Akkord-Rad als „revolutionäres Werkzeug“, und die Webseite www.chordwheel.com, in der das Rad auch als App für das iPhone angeboten wird, bietet neben keinem Geringeren als Pat Metheney mehrere amerikanische Songwriter als Werbeträger auf, die auch gleich noch mit schicken Fotos Eigenwerbung machen.
Lässt man die „In Minuten wirst du zum Meister“-Attitüde und die sehr spezielle Klientel außer Acht, so ist das Akkord-Rad eine nette Anregung für interessierte SchülerInnen, mit Pappe, Bastelfolie und einer Jeans-Niete eigene Scheiben und Schieber zur Musiktheorie anzufertigen: Tonleitern, Intervalle, Paralleltonarten, transponierende Instrumente… Die 14,99 Euro lohnen allerdings nicht; zu sehr klaffen musiktheoretischer Anspruch und didaktische Dürftigkeit dieses Hefts auseinander.
Christoph Hempel