Saint-Saëns, Camille / Edward Elgar / Leo Portnoff

Neun leichte Stücke aus dem “Karneval der Tiere”, bearb. für Violine und Klavier / Sechs leichte Stücke op. 22 für Violine und Klavier / Vier Russische Fantasien für Violine und Klavier, hg. von Tomislav Butorac

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Butorac/Ice-Land Music, München 2008/12
erschienen in: üben & musizieren 3/2013 , Seite 62

Beneidet nicht insgeheim jeder Geiger die CellistInnen, denen Camille Saint-Saëns mit dem „Schwan“ aus dem Karneval der Tiere ein unvergleichbar repräsentatives und wirkungsvolles Stück geschenkt hat? Heiko Stralendorff und Tomislav Butorac schaffen Abhilfe: Mit ihrem Bearbeitungsband, der neun Stücke aus Saint-Saëns’ Meisterwerk in leicht spielbarer Fassung für Violine und Klavier vereint, können Nachwuchsvirtuosen nicht nur den Schwan majestätisch über die musikalische Bühne gleiten lassen. Auch der Löwe, die Hühner, Schildkröten, Kängurus, Esel, Fossilien und selbst der träge Elefant dürfen in verändertem instrumentalen Gewand eine ganz neue klangliche Figur zeigen.
Die neun Sätze sind allesamt treffsicher auf die Duo-Besetzung übertragen, sauber bezeichnet und insbesondere in der Violinstimme von absolut übersicht­lichem Schwierigkeitsgrad. Steht ein entsprechend versierter Pianist zur Verfügung, hat der Geiger oder die Geigerin hier ein freies Spielfeld und jede Chance, beim Publikum musikalisch zu punkten – auch wenn man sicher nicht die komplette Folge der neun Sätze für eine Aufführung auswählen wird. Dass die Auswahl schwerfallen wird, liegt an der Qualität der Bearbeitungen, die in diesem preisgünstigen Band versammelt sind.
Weitere Bände aus demselben Verlag zeigen, dass es auch genügend Originalliteratur für Violine und Klavier gibt, die musikalisch wertvoll und dennoch leicht spielbar ist. Da wäre zunächst Edward Elgar, der mit seinen Sechs leichten Stücken op. 22 klangvolle, übersichtlich strukturierte und behutsam die Duo-Besetzung ins rechte Licht rückende Miniaturen geschrieben hat, die sich eher für eine Wiedergabe als Gesamtzyklus eignen. Gefragt sind hier ein leichter Ton, eine aufmerksame Balance zwischen Streicher- und Klavierstimme und eine zurückhaltende Dynamik.
Eine ganze Ecke virtuoser und deutlich wirkungsvoller geben sich die Vier Russischen Fantasien von Leo Portnoff. Hier darf stimmungsvoll-ausgreifend und mit großem romantischen Ton gestaltet werden. Dass das Ganze aber immer noch mit vergleichsweise übersichtlichen technischen Mitteln zu bewältigen ist, zeigt schon ein Blick auf den Tonumfang in der Geigenstimme: Kaum je muss hier die erste Lage verlassen werden! Trotzdem machen Portnoffs Stücke gehörig Eindruck – der Komponist konnte sich beim Komponieren eben auf seine langjährige Erfahrung als Violinpädagoge verlassen.
Daniel Knödler