Körber, Katrin / Stella Lennartz

Tosende Stille am Studiertisch

Innere Differenzierung im instrumentalen Gruppenunterricht

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 4/2012 , Seite 32

Das Kernproblem des instrumentalen Gruppenunterrichts ist bekannt: Die Lehrkraft soll den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Schüle­rInnen Rechnung tragen, ohne dass ein Leerlauf für den Rest der Gruppe entsteht. Bei schwerwiegenden Problemen eines einzelnen Schülers sollte die Lehrerin deshalb über Möglichkeiten der inneren Differenzierung verfügen.

Sara, Helena, Patrick und Isabell, vier SchülerInnen im Alter von elf und zwölf Jahren, lernen in der Bläserklasse ihrer Schule Querflöte. Zusätzlich haben sie jede Woche einmal Gruppenunterricht, in dem sowohl der Stoff des Bläserklassenunterrichts vorbereitet als auch an neuen Stücken und Übungen gearbeitet wird.
Nach den Sommerferien stellt sich heraus, dass Patrick lieber Fußball gespielt hat. Aber er ist ein pfiffiges Kerlchen und kommt trotzdem gut mit. Helena hat eifrig fast jeden Tag geübt und die Flöte mit in den Urlaub genommen. Sie ist hoch motiviert und möchte am liebsten jede Woche ein neues Lied lernen. Sara hat seit Neuestem eine Zahnspange. Seitdem klappt es mit dem Ansatz nicht mehr so gut. Isabell kann nach den Ferien kaum noch Noten lesen und hat Schwierigkeiten, die Griffe richtig auszuführen. Zu allem Überfluss steht ein Herbstkonzert an und der Leiter der Bläserklasse pocht auf bestimmte Stücke, die in den Registerproben einstudiert werden sollen.

Ein Kind lernt sehr langsam, ein anderes schnell, die musikalisch-körperlichen Voraussetzungen für das Instrument sind sehr verschieden, die Vorstellungen der Eltern ebenso usw.

Es gibt unzählige weitere Beispiele, die Gruppenunterricht oft nur schwer vorstellbar machen: Ein Kind hat sich den Arm gebrochen und kann wochenlang nur ohne sein Instrument am Unterricht teilnehmen. Die Schülerkonstellation einer Gruppe ändert sich, weil sich Gruppen auflösen und neu zusammengestellt werden. Ein Kind lernt sehr langsam, ein anderes schnell, die musikalisch-körperlichen Voraussetzungen für das Instrument sind sehr verschieden, die Vorstellungen der Eltern ebenso usw. So kommen im Gruppenunterricht in der Regel Schülerpersönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Lernfähigkeiten, Vorlieben und Zielvorstellungen zusammen. Das bedeutet freilich auch, dass SchülerInnen manchmal die alleinige Zuwendung ihres Lehrers brauchen, um die eigene Motivation wieder wachsen zu lassen, Selbstzweifel zu überwinden oder das Gefühl von individuellem Können zu erfahren.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 4/2012.