Schneidewind, Ruth

Die Wirklichkeit des Elementaren Musizierens

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Reichert/zeitpunkt musik, Wiesbaden 2011
erschienen in: üben & musizieren 6/2011 , Seite 59

Die vorliegende Veröffentlichung gründet auf Ruth Schneidewinds Dissertation. Die Autorin greift darin ihre persönlichen jahrelangen Erfahrungen mit dem Elementaren Musizieren auf und reflektiert ihre Gedanken; sie unternimmt den „Versuch, das Elementare Musizieren als Phänomen möglichst genau zu beschreiben und […] auf seinen ‚Wesenskern‘ vorzudringen.“
Zunächst wird das Umfeld der Arbeit kurz umrissen: Schneidewind setzt sich mit dem Begriff des Elementaren Musizierens auseinander und erläutert Forschungsprozess sowie methodisches Vorgehen. Anschließend kristallisiert sie fünf einander ­ergänzende „Wirkungsfaktoren“ heraus, die das Wesen des Elementaren Musizierens beschreiben sollen. Unter je einem präg­nanten Stichwort wird jeder dieser fünf Aspekte in einem eigenen Kapitel eingehend erläutert. Diese Ausführungen stellen den Hauptteil des Buchs dar.
Jeder Wirkungsfaktor wird zunächst durch ein Beispiel aus der Unterrichtspraxis vorgestellt: Dies besteht in den meis­ten Fällen aus der Beschreibung einer Stunde zum Elementaren Musizieren, die – jeweils sinnvoll auf das Thema des Kapitels abgestimmt – entweder aus der Perspektive der Leiterin oder einer Teilnehmerin erfolgt. Die Autorin reduziert die Beschreibungen des Elementaren Musizierens bewusst nicht auf Unterricht mit Kindern, sondern bezieht sich meist auf Gruppen mit erwachsenen Teilnehmern.
Im Anschluss an das Stundenbeispiel setzt sich Schneidewind mit dem jeweiligen Wirkungsfaktor bzw. dem Begriff, der diesen bezeichnet, auseinander, stellt zum Teil theoretische Modelle vor, die ihre Beobachtungen stützen oder Hintergründe aufzeigen sollen, und geht auf die Bedeutung des Wirkungsfaktors für den Unterricht ein (Planung, Ablauf, Rolle der Leiterin o. Ä.). Auf das eingangs vorgestellte Beispiel wird auch bei den Ausführungen des Kapitels immer wieder verwiesen und so ein Bezug zur Unterrichtspraxis hergestellt. Dabei liegt der Fokus stets auf dem Musizieren, der musikalischen Aktivität.
Schneidewind ist in ihren Ausführungen um Begriffsklarheit bemüht, ohne jedoch Definitionen dogmatisch festzusetzen. Die Sprache der Texte ist gut lesbar und verständlich, Kapitel bzw. gedankliche Abschnitte sind nicht allzu lang und dadurch gut nachvollziehbar. Die Veröffentlichung ist von ihrer Anlage her sicherlich kein Nachschlagewerk, sondern eher ein „Lesebuch“, in dem die Autorin das Elementare Musizieren (aus einer relativ persönlichen Sichtweise) beschreibt. Dabei ermöglicht die vorgestellte Strukturierung eine Reflexion und regt so zum eigenen Nachdenken an.
Der Charakter des Textes mit Offenheit für verschiedene Perspektiven, dem Einbringen von persönlichen Gedanken der Autorin, der Darstellung von wenig Theorie und möglichst viel Bezug zur Musizierpraxis scheint das Wesen des Elementaren Musizierens zu spiegeln.
Silvia Müller