Cornick, Mike

Sechs Charakterstücke

für Klavier

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Universal Edition, Wien 2010
erschienen in: üben & musizieren 6/2011 , Seite 62

Der Pianist und Komponist Mike Cornick – 1947 geboren und am Trinity College of Music in London ausgebildet – ist ein sehr erfahrener und anerkannter Päda­goge im Bereich des Jazzpianos. Dies dokumentiert auch seine jüngste Sammlung Sechs Charakterstücke, die sein äußerst umfangreiches Œuvre in Sachen didaktischer Jazzliteratur um einen weiteren Band anwachsen lässt. Im Vorwort erläutert Cornick, dass der von ihm gewählte Titel nicht im Sinne der tradierten Bedeutung zu verstehen sei, sondern vielmehr als Fingerzeig auf die in der Sammlung geradezu exemplarisch dargestellten verschiedenen Musikstile des Jazz.
Die sechs Stücke haben jeweils zwei bis vier Seiten Umfang, sie sind grifftechnisch sehr gut durchdacht und liegen optimal in der Hand. Der Schwierigkeitsgrad ist in der Nähe von ersten klassischen Sonatinen, Schumanns Album für die Jugend oder Bachs Kleinen Präludien anzusiedeln. Ein quirliger Ragtime, ein gefühlvoller, klangschöner Blues, ein schwungvoller, ausdrucksstarker Walzer, ein sentimental klagendes Klangsouvenir aus Spanien, ein an Bartók erinnerndes Allegro (The Little Dancer) und Rococo Plus mit barocken und klassischen Reminiszenzen liefern hervorragenden Unterrichtsstoff: zusammengesetzte Taktarten (The Little Dancer als leichte Vorübung zu Bartóks Tänzen im bulgarischen Rhythmus), energisches Tonleiterspiel und alternierende Hände in Rococo Plus, in feiner Dynamik zu gestaltende Kantilenen in The Blue Line, A Syncopated Waltz und Memories of Spain, Treffsicherheit und Unabhängigkeit der Hände in Oddball Rag, auch wenn der Part der linken Hand hier im Vergleich zu manch anderem Ragtime gut zu bewältigen ist.
Die Sammlung ist eine wirkliche Bereicherung der einschlägigen Klavierliteratur, sie ermöglicht einen Überblick über verschiedenen Ausprägungen des Jazz und wird aufgrund der handwerklich profunden Machart und der ausgewogenen technisch-musikalischen Balance zu beglückenden Spielerlebnissen führen.
Maria Zeidler-Kröll