Galler, Julia

Elementare Komposition im Unterricht

Anregungen zum Einstieg ins Komponieren mit SchülerInnen

Rubrik: Praxis
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 32

Man muss kein zweiter Mozart sein, um komponieren zu können. Allein auf rhythmischer Ebene oder auch mit nur drei Tönen lohnt es sich, einen Einstieg in dieses Thema zu wagen.

Als Instrumentallehrkraft sollte man seine SchülerInnen von Anfang an zu einem kreativen Umgang mit den Tönen und Klängen motivieren, die sie zum jeweiligen Zeitpunkt produzieren können. Alle Formen und Varianten der Improvisation sind hierfür willkommen. Da auch die traditionelle Notenschrift Bestandteil des Unterrichts ist, ist es nur logisch, auch mit dieser einen kreativen Umgang zu pflegen. Dabei genügt es nicht, allein die Wiedergabe der schriftlich fixierten Noten zu trainieren oder Übungen zu absolvieren, um das Regelwerk der Notenschrift zu verinnerlichen. Diese Fertigkeiten stellen lediglich die Voraussetzung für den nächsten Schritt dar: den aktiven Umgang mit der Musik, die sich hinter der Notenschrift verbirgt. Nichts anderes meint „elementare Komposition“ im Instrumentalunterricht.
Ich bin weder die erste Instrumentalpädagogin mit dieser Erkenntnis noch kann ich mich rühmen, meinen SchülerInnen einen Unterricht mit überdurchschnittlich hohem selbstschöpferischen Anteil zu bieten. Doch habe ich mir im Rahmen meiner Diplomarbeit an der Universität der Künste Berlin Gedanken dazu gemacht, wie man diese Erkenntnis in einfachen Schritten in die Tat umsetzen kann. Dazu habe ich einen dicken Sammelband mit aufeinander aufbauenden Übungen zum Thema „Elementare Komposition im Blockflötenunterricht“ entworfen und viele meiner Übungen mit meinen SchülerInnen ausprobiert. Einige davon will ich im Folgenden vorstellen.

Komponieren ohne ­Tonhöhen

Zunächst braucht es zum Komponieren noch nicht einmal unterschiedliche Tonhöhen. ­Allein mit Rhythmus kann man schon jede Menge machen – und das nicht nur im Schlagzeugunterricht. Natürlich könnte man genauso gut zunächst auf konkrete Rhythmen verzichten und nur mit Klängen und Tönen arbeiten, wofür sich andere Notationsformen – etwa die grafische – gut eignen. Will man aber die traditionelle Komposition für sich als Ausdrucksmittel erschließen, so führt kein Weg an den grundlegenden Prinzipien unserer Musik vorbei, als da wären Puls, Zählzeit, Takt und Betonung. All diese Grundsätze stecken bereits in einem simplen 2/4-Takt mit zweierlei Notenwerten, z. B. Viertel und Halbe.
Die Prinzipien „Puls“ und „Notenwerte mit unterschiedlich langen Zählzeiten“ müssen die SchülerInnen zunächst über den eigenen Körper erfahren. Zu bekannten Liedern im Puls durch den Raum zu gehen, im Puls zu klatschen und schließlich als zweite rhythmische Ebene eine Viertel-Halbe-Folge darüber zu legen – also etwa im Puls zu laufen und den Rhythmus darüber auf „dü“ zu sprechen –, ist unabdingbar für das Verständnis der zeitlichen Komponente von Musik. Mit ­Sicherheit ist diese Herangehensweise an Rhythmus nichts Neues, sie sollte aber unbedingt wiederholt werden, unmittelbar bevor eine Schülerin ihre erste eigene Viertel-Halbe-Folge niederschreibt. Ebenso sollten die auf dem Papier entstandenen Rhythmen umgehend wieder in Bewegung und Klang umgesetzt werden. Auch mit nur zwei Notenwerten (Viertel und Halbe) lassen sich bereits kleine Texte vertonen.

Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2011.