Bankl, Irmgard / Monika Mayr / Eleonore Witoszynskyj

Lebendiges Lernen durch Musik, Bewegung, Sprache

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: G&G Verlag, Wien 2009
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 60

Wie wünschenswert wäre Lernen im Flow und mit Begeisterung statt unter Leistungszwang und Erfolgsdruck? Die Rhythmiklehrerinnen Bankl, Mayr und Witoszynskyj zeigen, wie im Rhythmik-Unterricht ein Raum des selbstbestimmten, ganzheitlichen Lernens mit allen Sinnen möglich ist. Das Buch kann sowohl zusammenhängend gelesen als auch als Nachschlagewerk genutzt werden, wobei Schlagwörter am Rand des Textes eine klare Orientierung im theoretischen wie auch im praktischen Teil bieten. Durch die umfassende Behandlung des Themas, durch die genauen Anleitungen und verschiedene praktische Beispiele sowie aufgrund der wissenschaftlichen Argumentation eignet sich dieses Buch hervorragend sowohl für sehr junge wie auch erfahrene PädagogInnen.
Die Autorinnen beginnen ihr Plädoyer für ein ganzheitliches kulturelles Lernen mit einer Defi­nition und einem historischen Überblick über die Rhythmisch-Musikalische Erziehung – kurz Rhythmik. Schon hier zeigt sich, dass das Buch für PädagogInnen aller Bereiche fächerübergreifend einsetzbar ist. Leicht nachvollziehbar werden Aspekte der ganzheitlichen kulturellen Bildung dargestellt und die Wichtigkeit motorischen Lernens in Bewegung und Kombination mit Sprache und Klang hervorgehoben. Die Relevanz von Körperwahrnehmung, Fantasieentwicklung und gesteigertem Selbstwertgefühl durch kreativen Ausdruck werden hier ebenso hervorgehoben wie das soziale Lernen in Gruppenprozessen auf dem Weg vom freien Spiel über die Improvisation hin zum Gestalten.
Der zweite Teil dieses Handbuchs einer kulturellen Pädagogik besteht aus einer Sammlung von ca. 60 praktischen Übungen, wobei jeweils auf Ziel, Aufbau und eventuelle Besonderheiten aufmerksam gemacht wird. Nach einem Kapitel zur Didaktik und Planungsschritten einer rhythmischen Einheit werden mehrere Beispiele zu rhythmischen Projekten gegeben. Diese sind klar gegliedert in Anfang, Verlauf und Ende sowie Besonderheiten, Ma­terialien und weiterführenden Spielimpulsen.
Der letzte Abschnitt des Buchs besteht aus einem Leitfaden zur Rolle der Pädagogin und zum Umgang mit schwierigen gruppendynamischen Prozessen. Wie schon zuvor werden hier konkrete Beispiele und Ratschläge aus den langjährigen Erfahrungen der Autorinnen gegeben.
Den Schluss bildet ein Artikel von Veronika Kinsky, der den Dialog von Bewegung und Musik noch einmal zusammenfasst. Auch die­ser Teil gibt wieder musikalische Spielanregungen verschiedener Komplexität – von einfachen Trommelrhythmen hin zu Blues-Skalen. So entsteht ein runder Abschluss einer Materialsammlung, die allen Skeptikern aufgrund ihres unaufdringlichen Plä­doyers für eine ganzheitliche kul­turelle Bildung nahe gelegt sei. Vor allem aber sei sie als Praxisleitfaden PädagogInnen mit Interesse für Musik, Bewegung und Sprache empfohlen.
Judith Ph. Franke