Schlink, Thomas

Kontrabass!

Eine Schule für Kinder und Jugendliche, Heft 1

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2010
erschienen in: üben & musizieren 2/2011 , Seite 63

Eine Einschränkung für diese an sich reizend gestaltete Schule muss man gleich an den Anfang stellen: Für Jugendliche ist das Heft eher nicht geeignet. Die Sprache, die Bilder und Musikbeispiele sind kindgerecht, gedacht vielleicht für Anfängerinnen und Anfänger bis dreizehn Jahren. Für diese ist die Neuerscheinung jedoch ein sehr ansprechender Einstieg in die Welt des Kontrabasses.
Man muss allerdings viel Geduld mitbringen, weil es nur sehr lang­sam vorangeht. Bis zur Seite 36 beschäftigt sich der Autor mit den leeren Saiten. Es werden bis dahin zwar die Tonwerte und die verschiedenen Stricharten anhand von zahlreichen Musikbeispielen und Zusammenspielmöglichkeiten erläutert und praktiziert, die Geduld der kleinen MusikantInnen wird jedoch auf eine harte Probe gestellt. Dann kommt der erste Finger der ersten Lage, insgesamt 16 Seiten lang. Der zweite Finger ist dann mit „nur“ neun Seiten relativ schnell abgehandelt, bevor man auf Seite 62 dann endlich zum vierten Finger der ersten Lage kommt. Der braucht allerdings auch wieder 18 Seiten.
Es werden viele Fragen rund um den Kontrabass beantwortet, die Teile des Instruments und des Bogens, seine Verwendung in den verschiedenen Musikstilen, die Arbeit des Instrumentenmachers, drei berühmte Bassisten der Geschichte werden vorgestellt. Ein 20-seitiges Beiheft mit Musikbeispielen zum Musizieren mit einem Melodieinstrument oder mit dem Klavier (Sätze von Thomas Blomenkamp) will den Unterricht lebendig begleiten.
Die Schule geht also sehr gründlich vor und will, dass die Grundlage auf festem Fundament steht. Dennoch: 96 Seiten, um nur die erste Lage abzuschließen, halte ich für etwas übertrieben. Wie viele Hefte braucht man, um irgendwann die Daumenlagen zu erreichen? Ein alter Bassistenwitz baut hier dem Weiterlernen vor. Auf die Frage eines Lehrers an den Schüler, der es gerade zur ersten Lage geschafft hat, warum er nicht mehr zum Unterricht komme, antwortet der: „Ich habe keine Zeit, ich kann mich vor Muggen kaum retten!“
Wolfgang Teubner