Rätz, Ricarda

Musiktheorie für Jung und Alt

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Friedrich Hofmeister, Leipzig 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 57

Das etwas irreführend als „Musiktheorie“ bezeichnete Buch ist eine elementare Einführung in die Allgemeine Musiklehre mit einer Akzentsetzung auf der Erarbeitung der Materie über die Notenschrift. Die Kapitel enthalten keine Gehörbildung, Improvisation, instrumentale oder vokale Praxis, vom gelegentlichen Aufruf zum Klopfen von Rhythmen abgesehen. Dafür werden zahlreiche Hinweise und Übungen zum Erlernen der Grundlagen über das Notenschreiben gegeben. Das Buch ist ein systematisch aufgebautes Lernkompendium, das bei den Anfängen der Musiklehre und der musikalischen Notation beginnt.
In den umfangreichen Kapiteln werden Notenschrift, Schlüssel, Stammtöne und Vorzeichen, Schritte, Sprünge und Tonleitern, alle vier Dreiklangstypen, Tonarten, Intervalle, Quintenzirkel und Tonarten, Taktarten und Rhythmus behandelt. Farbig unterlegte Texte in Kästen geben vertiefende Informationen und Hinweise, z. B. zu korrekter Notation, zum Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Frequenz oder zur Herkunft rhythmischer Notation aus der Mensuralnotation.
Zielgruppe sind (erwachsene) Selbstlerner; aber auch für einen Musikunterricht, in dem die Grundlagen der Musiklehre behandelt werden, kann das Buch eine nützliche Hilfe sein. Sprachstil und Ausdrucksweise wenden sich nicht an kleine Kinder, sondern sind an erwachsene Lernende bzw. ältere SchülerInnen gerichtet. Das Buch enthält eine große Anzahl von Notenbeispielen; Originalkompositionen oder Liedmelodien werden zur Erklärung nur gelegentlich herangezogen.
Zu jedem Thema liefert die Autorin eine Vielzahl von Übungen. In größeren Abständen geben Exkurse auf farblich abgesetzten Doppelseiten tiefergehende historische oder musikwissenschaftliche Hintergrundinformationen, etwa zur Entstehung der Notation, zu Stimmungssystemen, Tonarten oder Tonartensymbolik. In diesen Texten sind die Hintergründe gut verständlich dargestellt, allerdings beeinträchtigt hier die hellgrüne Druckfarbe gelegentlich die Lesbarkeit der grafischen Darstellungen.
Der Aufbau des Stoffs macht einen geordneten Eindruck; Layout und Notengrafik sind übersichtlich und angenehm zu lesen. Die Darstellung wahrt trotz einfacher und verständlicher Sprache sachliche Korrektheit. Das Problem der didaktischen Reduktion in elementaren Darstellungen wird durch die Exkurse gelöst: Wer sich für musikwissenschaftliche oder historische Hintergründe der behandelten Themen interessiert, kann einen Umweg über einen solchen Exkurs einschlagen.
Das Buch ist vielseitig verwendbar, sowohl als Begleitbuch zum Instrumentalunterricht, als Materialsammlung für die musikalische Grundausbildung mit Kindern als auch in elementaren Musikkursen mit Schülern oder Erwachsenen oder für das Selbststudium.
Christoph Hempel