Doerne, Andreas

Umfassend Musizieren

Grundlagen einer Integralen Instrumentalpädagogik

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 58

Das Thema, das Andreas Doerne in seiner Dissertation aufgreift, ist ein Wagnis: Es betrifft „Umfassendes Musizieren“, doch das Umfassende kann in einer Veröffentlichung wie dem vorliegenden Buch nicht vollständig dargestellt werden. Dies ist dem Autor durchaus bewusst. Mit seiner Publikation möchte er dennoch auf die Existenz des Phänomens „Umfassendes Musizieren“ aufmerksam machen und dessen Beschaffenheit beschreiben.
Musizieren sollte sich nicht auf die möglichst korrekte Wiedergabe eines Notentextes beschränken. Vielmehr erläutert Doerne, dass beim umfassenden Musizieren aus den drei Komponenten Musik, Instrument und Mensch eine Einheit entsteht. Die Reflexionen über das Musizieren in der vorliegenden Publikation dürften dabei übrigens nicht nur für das Unterrichten, sondern auch aus künstlerischer Sicht für das eigene Instrumentalspiel interessant sein.
Ein Einführungsbeispiel zeigt anschaulich, unter welchen Aspekten das Musizieren und das Unterrichten betrachtet bzw. gestaltet werden können. Zugleich wird so den LeserInnen das Thema der Publikation nochmals verdeutlicht. Im ersten Teil wird das Musizieren hinsichtlich seiner verschiedenen Dimensionen, die der Autor für die Musizierpraxis als relevant erachtet, analysiert: Dabei werden die körperliche, die emotionale, die kognitive, die wahrnehmungsbezogene, die spirituelle, die kommunikative und die geschichtliche sowie die modale Dimension (bestehend aus Interpretieren, Improvisieren und Komponieren) eingehend dargestellt. Schließlich erläutert Doerne die Zusammenhänge der verschiedenen Dimensionen in systematischer Hinsicht.
Ausgehend von der vorherigen Analyse der Dimensionen des umfassenden Musizierens werden im zweiten Teil der Publikation Konsequenzen für den Instrumentalunterricht abgeleitet. So soll die Idee einer „Integralen Instrumentalpädagogik“ dargestellt werden. Zunächst werden vom Autor als wichtig erachtete Ziele eines umfassenden Instrumentalunterrichts erläutert
(z. B. Selbstständigkeit, Hörendes Spiel, Multiperspektivität). Anschließend wird anhand von Beispielen aus dem Klavierunterricht aufgezeigt, wie verschiedene Aspekte des umfassenden Musizierens in der Unterrichtspraxis umgesetzt werden können: Zunächst wird jedes Unterrichtsbeispiel in den Gesamtzusammenhang eingeordnet. Dann erläutert der Autor didaktische Gedanken und beschreibt schließlich den Unterricht in der Form eines anschaulichen Stundenprotokolls.
Viele der Gedanken zum Musizieren und deren Übertragung auf den Unterricht sind InstrumentalpädagogInnen sicherlich nicht fremd. Sie werden in der vorliegenden Veröffentlichung nun in einen systematischen Zusammenhang gebracht. Dank der klaren Gliederung sind die Ausführungen trotz des komplexen Themas gut nachvollziehbar.
Silvia Müller