Riedel, Monica

Lauter bunte Kinder

Das Kinderliederbuch, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Ries & Erler, Berlin 2009
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 60

Monica Riedel ist Autorin und Popmusikerin mit einem beruflichen Background aus dem Film- und Mediengeschäft, die sich 2003 nach der Geburt ihres Sohnes dem Bereich der Kinderlieder zugewandt hat. Sie präsentiert uns zwölf von ihr selbst oder mit Co-Autoren komponierte und getextete Popsongs und ein Klavierstück, die nachvollziehbar von den eigenen familiären Erfahrungen der Autorin geprägt sind.
Die Themen der Songs streifen all das, was Kinder im Kindergarten- und frühen Grundschulalter bewegt, sie handeln von kindlicher Langeweile (Langweilig), vom Nicht-ins-Bett-gehen-wollen (Ich will noch nicht ins Bett), von kindlichen Träumen und Fantasien (z. B. Nimm mich mit, Räuber, Lauter bunte Kinder), von Aversionen bestimmten Speisen gegenüber (Algenbrei) oder von der eigenen als ein bisschen chaotisch beschriebenen Familie (Meine Familie). Die meist originellen Melodien schöpfen aus dem reichen Fundus aktueller popmusikalischer Stilrichtungen mit einem gewissen jazzigen Einschlag.
Die sorgfältig und verlässlich editierten Noten (Gesangsstimme mit hinzugesetzten Begleitakkorden) geben dies nur bedingt wieder, die Vorstellungen der Autorin, wie die Songs klingen sollen, werden erst in den von Monica Riedel selbst produzierten Einspielungen auf der beigefügten CD so richtig deutlich. Monica Riedels geschulte Stimme und die stilsicheren, den Text unterstützenden Arrangements zeigen, dass hier popmusikalische Profis am Werk waren. Es macht Freude, diese gelungenen Songs anzuhören.
Gleichwohl erhebt sich die Frage, ob die Songs Kinderlieder in dem Sinne sind, dass auch Kinder sie singen können. Hierfür wird oft viel zu tief intoniert (Melodielinien reichen oft bis a oder gar g hinunter!), sind die Rhythmen zu vertrackt und ist die Stimmfärbung der Autorin zu professional pop- bzw. jazzmusikalisch, als dass Kinder ihr folgen könnten. Das Mitsingen wird nur bei Refrainzeilen oder einzelnen Abschnitten möglich sein. Der witzige Gähn-und-schnarch-Chor, der dem Song Ich will noch nicht ins Bett nachgestellt ist, fällt als bis zu sechsstimmiger Chorsatz im „alten Stil“ völlig aus dem Rahmen und ist gewiss nicht für das eigene Singen von Kindern gedacht und geeignet.
Die Texte und Melodien werden durch wunderschöne Aquarelle von Lisa Neubauer ergänzt, die geeignet sind, mit Kindern begleitend über den jeweiligen Textinhalt zu sprechen. Eine Grifftabelle am Schluss ist eine große Hilfe für Gitarristen, die nicht unbedingt sofort wissen, wie man „E aug“ oder „A sus2“ greifen muss.
Der Eindruck einer sorgfältig redaktionell begleiteten Veröffentlichung wird ein klein wenig dadurch getrübt, dass im Inhaltsverzeichnis zwar Seitenzahlen genannt werden, die Seiten aber gar nicht nummeriert sind. Fazit: Monica Riedel bietet uns wunderbare Popsongs für Kinder an, die zum Selbersingen weniger, zum Zuhören oder zum gemeinsamen Anhören aber hervorragend geeignet sind.
Wolfgang Koperski