Heumann, Hans-Günter

Little Amadeus & Friends

Johann Sebastian Bach. Leichte Bearbeitungen für Klavier, mit CD

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Bosworth, Berlin 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 62

Die vorliegenden Bearbeitungen von Klavier- und Vokalmusik, Orgel- und Orchesterwerken, Instrumentalkonzerten und Kammermusik erscheinen in der „Komponisten-Serie für Kinder“, die es sich zur Aufgabe macht, berühmte Komponisten und deren Werke vorzustellen. Little Amadeus ist eine Comicfigur und der Titelheld der Zeichentrickserie Die Abenteuer des jungen Mozart, die mit verschiedenen Preisen (u. a. ECHO Klassik) ausgezeichnet wurde. Er wird hier als Freund von Bach (!) beschrieben, der ebenfalls als Comicfigur in der Ich-Form aus seinem Leben erzählt und verschiedene Instrumente aus seiner Zeit vorstellt. Am Ende des Hefts gibt es hierzu ein Bach-Quiz in Form von zehn Fragen.
Comiczeichnungen stehen neben Originalen (u. a. Porträts der Bach-Familie), die teilweise in „Comicrahmen“ eingefasst sind und die SchülerInnen zum Ausmalen animieren sollen. So sitzt Bach auch als Comicfigur an einem modernen Klavier, obwohl auf der nächsten Seite erklärt wird, dass seine Tasteninstrumente Orgel, Clavichord und Cembalo waren. Diese Unstimmigkeiten setzen sich bei den einzigen unbearbeiteten Klavierstücken fort (Menuette G-Dur, g-Moll, BWV 114 und 115), die ja bekanntlich von Christian Petzold stammen. Hierüber erfährt man aber nichts.
Es folgen Bearbeitungen des Präludiums C-Dur aus dem „Wohltemperierten Klavier“ I, der Aria aus den „Goldbergvariationen“, von Kantatenausschnitten (z. B. „Jesus bleibet meine Freude“), Fragmente aus Orgelwerken (z. B. Toccata d-Moll), Orchesterwerken (z. B. Brandenburgisches Konzert, Badinerie, Air), Instrumentalkonzerten (z. B. Violin-, Cembalo-, Oboenkonzert) und Kammermusikwerken („Chaconne“ aus Partita Nr. 2 für Violine solo).
Die gut gemeinten Bearbeitungen sind oft entstellend stark vereinfacht und gekürzt. Dennoch wird der durchschnittliche Klavierschüler nicht vor dem 3./4. Unterrichtsjahr und überwiegend sogar erst später den Anforderungen gerecht werden können. Dann ist er jedoch meist in einem Alter, in dem diese Comicfiguren eher etwas „für kleine Kinder“ sind. Motivation zum Üben wird von diesem Versuch, „Ernstes locker rüberzubringen“, nicht ausgehen. Dafür wirkt das Notenbild aufgelockert und übersichtlich. Auf der beiliegenden CD sind alle Titel im Original, teilweise in Auszügen zu hören.
Die Idee, für den Klavierunterricht eine multimediale Lernplattform zu entwickeln, ist sicherlich lobenswert, zeitgemäß und wohl auch pädagogisch-lernpsychologisch hilfreich (siehe hierzu unter www.little-amadeus.de die Animation sowie die zahlreichen übrigen „Produkte“). Die didaktischen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, sowie die Gefahr einer dem Lerngegenstand nicht gerecht werdenden Darstellung oder sogar Irreführung sollten jedoch nicht ignoriert werden.
Romald Fischer