Autschbach, Peter

Improvisation Gitarrenworkshop

Vol. 1: Blues-Rock und Akustikgitarren-Improvisation mit Hilfe der Pentatonik/Vol. 2: Diatonische Skalen für anonyme Pentatoniker, jeweils mit DVD

Rubrik: DVDs
Verlag/Label: Fingerprint, Osnabrück 2010
erschienen in: üben & musizieren 1/2011 , Seite 64

Peter Autschbach ist als Gitarrist nicht nur für seine Soloprojekte und die Musicals Tommy und Joseph bekannt, sondern auch als Pädagoge und Journalist aktiv. Auf den vorliegenden DVDs mit Notenausgabe widmet er sich der Improvisation mit verschiedenen Tonleitern.
DVD 1 beleuchtet die pentatonische Tonleiter in allen möglichen Facetten. Autschbach demonstriert in kurzen Solos, was man mit der Pentatonik so alles anstellen kann, wie man sie durch verschiedene Phrasierungstechniken interessanter klingen lässt und in unterschiedlichen musikalischen Zusammenhängen anwendet. Das Spektrum reicht von der Akkordfolge in Moll über den Blues bis hin zum Rockklassiker Sweet Home Alabama.
Leicht verständlich erklärt und durch gute Kameraführung unterstützt, präsentiert Autschbach Blueslicks, zeigt, wie man mit chromatischen Durchgangstönen und Akkordtönen die Tonleiter erweitert, und liefert jede Menge Anregungen und Übungsmaterial. Arbeitet man wirklich alle Beispiele und Konzepte der DVD durch, hat man genügend Material, um sich ein bis zwei Jahre mit dem Thema auseinanderzusetzen. Erfreulich ist, dass der Autor nicht mit harmonischen Halbwahrheiten und esoterischen Erklärungen aufwartet, sondern sehr konkret und theoretisch einwandfrei erklärt, wie und wann man die verschiedenen Varianten der Tonleiter einsetzen kann.
Hat man Peter Autschbachs erstes Video durchgeübt, stellt sich die Frage, was es jenseits der Pentatonik noch zu entdecken gibt. Die Antwort gibt DVD 2, die vom Niveau etwas höher angesiedelt ist. Autschbach widmet sich diesmal der Durtonleiter, die in sieben Lagen vorgestellt und anhand von Sequenzen und Intervallbrechungen direkt musikalisch angewendet wird. Schon das erste Solo zeigt, wohin die Reise geht: Jazz-Fusion ist angesagt, mit an Larry Carlton und Robben Ford erinnernder Phrasierung. Dreiklangsbrechungen und Spieltechniken wie Sweeping und Arpeggios mit Pulloffs runden den ersten Teil ab.
Anschließend geht es ans Eingemachte. Der Gitarrist erklärt die  für Rock wichtigsten Modi Dorisch, Aeolisch und Mixolydisch anhand von kurzen Licks und in längeren Solos. Durch die Verwendung von Durchgangstönen, langen Phrasen und der geschmeidigen Phrasierung Autschbachs klingt es schon ganz schön nach Jazz, aber genau wie bei der ersten DVD sollte das keinen Rocker abschrecken, denn Autschbachs Erklärungen sind theoretisch fundiert und die Licks durchaus variabel einsetzbar. Abgerundet werden die gelungenen DVDs durch Jam-Tracks, die etwas synthetisch klingen, aber einen guten Background zum Ausprobieren der Licks und Konzepte bieten. Autschbach zeigt eindrucksvoll, dass sich das pädagogische Niveau hierzulande mittlerweile dem Material aus Übersee angeglichen hat.
Martin Schmidt