Pinksterboer, Hugo
Schott Praxis-Guide. Singing Voice
Das komplette Know-how für die Singstimme, mit interaktiven Web-Codes
In der Übersetzung von Hermann Martlreiter und Heike Brühl legt Schott ein lexikonartig angelegtes Handbuch zum Singen und zur Stimme vor, dessen englischsprachige Originalausgabe seit 2002 auf dem Markt ist. Das Handbuch wird durch im Internet abrufbare ergänzende Informationen, kurze Videos, Audiodateien oder Fotos ergänzt, womit ein Problem weitgehend gelöst wird, das allen bisherigen Publikationen zum Singen gemeinsam war: Das geschriebene und dann gelesene Wort ersetzt nicht die Anschauung und das klangliche Erlebnis, sondern muss allein auf die Fähigkeit des Autors vertrauen, zutreffende innere Bilder im Leser zu erzeugen. Als Konsequenz hat so manche Veröffentlichung ihren Leser ratlos gelassen, wenn er sich trotz mehrfachen Lesens im wahrsten Sinne des Wortes „kein Bild“ bzw. „keine Vorstellung“ vom Gemeinten machen konnte.
Diesem Mangel ist nun weitgehend abgeholfen, es bedeutet allerdings auch, dass man sich nicht auf das Lesen beschränken kann, sondern zusätzlich am Computer sitzen muss – vor allem für Jüngere ist dies sicher gar kein Problem.
In 13 Kapiteln – von „Sänger“, „Schnelldurchgang“ zum Instrument Stimme, „Singen lernen“, „Gut singen“, „Register“ usw. über „Texte“, „Mikrofone und Effekte“ bis zu „Musiktheorie-Basics“ – werden in kurzen, wirklich verständlich formulierten Artikeln Informationen zur Stimme und zum Singen in nahezu allen Stilen und Genres gegeben. Einige Zeichnungen ergänzen das Wort und überall, wo dies sinnvoll ist, gibt es einen Verweis auf die Internetinformationen. Am Schluss des Buchs vervollständigen ein Glossar, hier „Mini-Lexikon“ genannt, Literaturhinweise („Mehr wissen?“), ein Register und eine Seite über die Autoren bzw. ihre fachlichen BeraterInnen den Inhalt.
Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, als Leser mit „du“ angesprochen zu werden, entwickelt man schnell eine „Schmökermentalität“: Es macht einfach Spaß, hin und her zu blättern, Vertrautes zu finden, aber auch manches Neue mit einem gewissen „Aha-Effekt“ aufzunehmen. Wirklich überzeugend ist es den Autoren gelungen, traditionelle, der „Klassik“ zugewiesene, folkloristische und pop- und rockmusikalische Singweisen gleichberechtigt zu behandeln, verschiedene Lehrmeinungen zu referieren und keine Tabus zu errichten.
Ob die Hinweise zur Mikrofon- und Aufnahmetechnik vor dem Hintergrund der rasanten technischen Entwicklung ebenso lange Bestand haben können wie die Informationen zur Stimme selbst, lässt sich sicher noch nicht abschätzen.
Als ständiger Begleiter beim Singen bzw. Lernen ist dieser „Praxis-Guide“ sicher eine große Hilfe und darüber hinaus gewiss ein zusätzliches „Motivationsinstrument“.
Wolfgang Koperski