Lüdke, Markus / Beate Quaas / Alexandra Ziegler

Felix

Singen und Musizieren im Kindergarten, Liederbuch mit CD/Handbuch

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2008
erschienen in: üben & musizieren 6/2009 , Seite 58

Seit dem Jahr 2000 hat der Deutsche Chorverband über 2500 Kindergärten und Kindertagesstätten in Deutschland mit dem „Felix“, einem Gütesiegel für die Förderung des Singens und Musizierens mit Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren ausgezeichnet (Stand 2008). Der Deutsche Chorverband zieht damit eine Konsequenz aus der Einsicht, dass Nachwuchsförderung für die Laienchorarbeit früh beginnen muss und dass es wenig nutzt, die nachlassende Singebereitschaft und -fähigkeit junger Menschen nur ständig zu beklagen.
„Felix“ ist ein kleiner bunter Vogel, der als Maskottchen Kinder anspricht und Begleiter und Identifikationsfigur für die Kinder sein soll. Er ist auch die Hauptfigur im Felix Liederbuch und im dazugehörigen Felix Handbuch, die der Deutsche Chorverband in Zusammenarbeit mit dem MDR, Schott Music und zwei weiteren Chorverbänden und unter der Schirmherrschaft so prominenter Fürsprecher wie der Bundesministerin Ursula von der Leyen und dem Starbariton Thomas Quasthoff vorgelegt hat.
Das Liederbuch besticht, wenn man es zur Hand nimmt, sofort durch die solide Bindung, den festen Einband, das handliche Format, viele liebe- und humorvolle bunte Illustrationen von Maren Barber, ein klares Noten- und Textbild und viele nette Layout-Details wie die in eine „Schnörkelnote“ gesetzten Seitenzahlen, die thematische Zuordnung durch Kapitelüberschriften und kleine Symbole oben auf jeder rechten Seite.
Dem äußerst positiven Äußeren wird auch der Inhalt gerecht: Weit über hundert klug ausgewählte Lieder, alte – z. B. Es war eine Mutter, Wer hat die schönsten Schäfchen oder Wer will fleißige Handwerker sehn – und neuere – Raspa Mexikana, Spanische Glocken oder Mama ist die beste –, deutsche und internationale werden präsentiert. Sie sind in drei großen Kapiteln (Der Kindertag, Das Kinderjahr, Das Kinderleben) mit verschiedenen Unterkapiteln wie „Kreis und Bewegung“, „Essen und Trinken“, „Frühling“ oder „Freunde und Familie“ thematisch geordnet.
Die Noten sind mit Akkordbezeichnungen für die Begleitung versehen und stets wird eine der Kinderstimme gemäße Tonart gewählt, was vor allem bedeutet, dass ein zu tiefes Intonieren vermieden wird. Neben den Zeichnungen stellen kleine Erzähl- bzw. Vorlesetexte einen inhaltlichen Bezug zu den Liedern her. Unauffällig platziert und durch blasseren Druck den Kinderaugen halbwegs entzogen, finden sich kurze Ideen für zum Lied passende Gespräche, Spiele oder Gestaltungsvorschläge, die sich an die ErzieherInnen wenden. Zudem gibt es 25 Titel auf einer CD, eingespielt vom Kinderchor des MDR, die zum Mitsingen und/oder Zuhören gedacht sind. Einige Titel, vor allem die Kanons, sind unbegleitet vorgetragen, zu den anderen gibt es wunderbare Begleitarrangements mit akustischen Instrumenten, die stilsicher jedem Lied seinen eigenen Charakter lassen. Der Kinderchor singt ausgezeichnet, sauber und vor allem ungekünstelt, sodass er ein wirkliches, das heißt auch erreichbares Vorbild abgibt.
Das Liederbuch allein würde schon viel helfen, noch intensiver kann die Arbeit an der Stimme und mit den Liedern aber werden, wenn das zugehörige Felix Handbuch genutzt wird. In ihm finden sich Sachinformationen und jede Menge methodische Anregungen für die Arbeit mit den Liedern. Mit „Felix“ als handelnde Figur, die die Entfernung zwischen Kind und Erwachsenem verkleinert, werden gut verständliche, bis in die Vorformulierungen hinein praktikable Vorschläge gemacht, werden Kontexte geboten, in die das jeweilige Lied eingebettet werden kann, werden didaktische Kommentare gegeben und die mit der jeweiligen Aktivität verbundenen Ziele vermerkt.
Die instruierenden Texte sind dabei sprachlich so gehalten, dass auch interessierte Eltern etwas damit anfangen können. Allerdings kommt man wohl kaum ganz ohne Notenkenntnisse aus, wenn man ein Lied nicht kennt und es auch nicht auf der CD abgerufen werden kann. Wer jedoch ein bisschen Mühe auf das Lesen im Handbuch verwendet, etwas Mut aufbringt und es mit den Anregungen versucht, der wird reichlich belohnt, zumal die Angebote in der Regel über das Singen und Sprechen hinausgehen und Bewegung, Tanz, Theater und Spiel einbeziehen.
Als Fazit bleibt nur noch einmal zu betonen, dass hier zwei ganz ausgezeichnete Veröffentlichungen vorliegen, die nicht nur für die Arbeit im Kindergarten, sondern auch für die Grundschule und die Arbeit in Kinderchören vielfältige Anregungen und Materialien bereitstellen. Jeder, der mit Kindern musikalisch arbeitet, sollte sich die beiden Ausgaben unbedingt zulegen.
Wolfgang Koperski